Tagebuch einer Wissbegierigen
#6
Die schlanke Gestalt sitzt irgendwo auf einem umgestürzten Baumstamm in der Nähe Löwensteins, eingemummelt in Schichten über Schichten Kleidung, so dass man von der Statur oder der Person darunter, fast nichts mehr erkennen kann. Die Kapuze ins Gesicht gezogen sitzt sie da und schreibt. Die höchst unzufriedene Mine kann man dank Schal und Kapuze wohl nicht erkennen.

Zitat:Tag des Donners, 21. Nebelung im Jahr 1400, Irgendwo in Servanos Wäldern mit Blick auf Löwenstein

„Hiermit sei verkündet und verlautbart, dass mit dem heutigen Tage und von
dieser Stunde an die hier benannten Herrschaften in den Rang des Adepten erhoben wurden. Mögen sie ihrem Rang und Titel
vorbildlich und als Beispiel für all jene, die denselbigen Weg anstreben, gerecht
werden!“

Es war seltsam den Aushang zu lesen als ich vorhin am schwarzen Brett vorbei kam um meine Zweitrobe zu holen. Ich sollte mich freuen, doch ich tue es nicht. Das zu lesen passt nicht zu den Worten die immer noch so schal in meinem Ohr klingen, und noch weniger zu dem Gefühl das ich habe. „Außer den direkt korrigierten Fehlern“… „zu knapp gehalten.“ Ich habe nicht versucht mich rauszureden und ich bin unzufrieden. Ich fand es höchst schwierig mir vorzustellen was von mir erwartet wird in dieser Prüfung und rückblickend könnte man den Hinweis meines Meisters, dass je besser es ausgeführt ist, umso weniger Fragen nötig sind, als Antwort darauf sehen können.

Aber all das ändert nichts daran dass mir sicher nicht danach ist Feiern zu gehen, nicht mal zum Lesen habe ich Lust. Ja ich bin nicht durchgefallen, aber ich habe eine Ahnung, dass die Prüfung gerade so bestanden zu haben, vermutlich eine fast genauso große, wenn nicht gar größere Rüge mit sich ziehen dürfte, wie durchgefallen zu sein. „Die Leute sollen sich nicht fragen müssen, wieso ich meine Zeit an jemanden verschwende der nicht mal die Adeptenprüfung schafft.“ Nun werden sie sich eben fragen wieso die Elevin die so talentlos ist, gerade mal mit den Grundlagen zurecht zu kommen, als Assistentin angenommen wurde. Assistentin… Auch das wirkt mir gerade wie Hohn dieses Wort. Bisher habe ich wenig Möglichkeit gefunden mich nützlich zu machen und ich ahne dass sich diese Zusammenarbeit vermutlich recht schnell einem Ende zuneigen wird, wenn es so weiter geht. Was habe ich schon vorzuweisen.
Wieso beschäftigt mich das eigentlich so sehr? Und woher kommen auf einmal solche Selbstzweifel? Im Grunde möchte ich doch nur lernen und forschen und das kann ich. Seit wann plagen mich solche Ambitionen? Ist es wirklich nur der Zusammenhang zwischen Beweis seines Nutzens, Talent und den Sicherheiten sich ausleben zu können, die dies mit sich bringen? Nun, ich gehe davon aus. Allerdings sollte ich mich darauf besinnen was davon wirklich nötig ist und ob ich nicht zu viel Ehrgeiz an den Tag lege.

Dennoch ärgere ich mich über das Ergebnis. Ich muss mir dringend etwas einfallen zu lassen wovon andere profitieren können und vor allem ich. Aber nun muss ich erst einmal das Donnerwetter über mich ergehen lassen. Ich hoffe ich begegne ihm bald damit ich es hinter mir habe.

Danach kann man beobachten wie sie noch eine Weile den nächtlichen Himmel betrachtet und sich dann auf den Rückweg macht und nach einem kurzen Abstecher an den Herd in der Akademieküche, der so lange eingeheizt wird mit mitgebrachten Holzscheiten, bis diese einer Saune gleicht, und schließlich mit wieder leicht wärmegeröteten Wangen etwa eine halbe Stunde später in einem der Betten im Schlafsaal verschwindet.
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RE: Tagebuch einer Wissbegierigen - von Saturia Ansua - 21.11.2013, 23:50



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