Tagebuch einer Wissbegierigen
#5
Im Wohnraum der Eleven und Adepten sitzt beim Licht einer fast heruntergebrannten Kerze eine junge Frau die in zu viele dicke Schichten Kleidung gewickelt ist, die sie fast etwas unförmig wirken lassen und jedem geistig gesunden Menschen wohl bei ihrem bloßen Anblick schon die Schweißperlen auf die Stirn treiben müsste. Sie ist eifrig damit beschäftigt in ordentlicher aber wahrlich nicht schöner Schrift Dinge zu Papier zu bringen.

Zitat:Tag der Sonne, 17. Nebelung im Jahre 1400, Löwenstein, Akademie der Hermetik

Ich bin wirklich sehr glücklich. Dass ich so schnell so viel lernen dürfte, hätte ich niemals erwartet. Mein Kopf sprudelt über vor Ideen und Thesen und Dingen die ich so gerne erforschen möchte. Und wie es scheint werde ich sämtliche Möglichkeiten dazu haben. Aktuell lerne ich vor allem noch für meine Adeptenprüfung. So lange müssen weitere Forschungen erst einmal zurück stehen. Bei der hermetischen Wissenschaft muss man bedacht vorgehen. Das richtige Maß an enthusiastischem Wagemut und vorsichtiger Herangehensweise finden. Mir ist bewusst dass durch meine Wahl für den nekromantischen Zweig vermutlich das Risiko eher auf mich zurückfällt als dass ich beispielsweise das Haus in die Luft jage. Nicht weniger dennoch zu vermeiden.
Aber ich hatte das unglaubliche und für mich immer noch unfassbare Glück jemanden an meiner Seite zu finden, der das Wissen und die Begeisterung hat mir Rückmeldung zu meinen Thesen zu geben.
Als ich die Bewerbung verfasst habe um ihn darum zu bitten mich zu lehren und als Assistentin anzustellen, haben mir wirklich die Hände gezittert. Ich verstehe es selbst nicht genau. Aber in seiner Anwesenheit passiert mir dies entschieden zu häufig. Die Gründe dafür sind mir gänzlich schleierhaft. Aber sie sind dringend abzustellen. Denn schließlich benötigt er eine selbstbewusste und klar denkende und handelnde Begleitung und kein nervös zitterndes Etwas.
Und er scheint etwas in mir zu sehen, etwas was ihn überzeugt sein lässt dass ich die Mühe wert bin und das macht mich stolz. Er hält an dieser Überzeugung fest, obwohl ich ihm bereits Ärger bereitet habe. Und ich werde ihn kein weiteres Mal enttäuschen. Ich hoffe dass ich mich als nützlich erweisen kann. Ich war felsenfest der Überzeugung das er mich durch jemanden ersetzen würde der weniger Ärger macht als ich. Aber das hat er nicht getan. Die Standpauke und die Strafe hatte ich natürlich verdient, denn so oder so war es ein Verstoß gegen die Regeln. Und ich bin zu tiefst dankbar dass er dennoch an mir festgehalten hat. Hoffentlich kann ich ihn bald mehr unterstützen und wir können wichtige Dinge erarbeiten. Aktuell bin ich im Wissensstand und Rang einer Eleve vermutlich noch von geringem Nutzen, aber ich denke dass ich vielleicht zumindest nach der Prüfung mehr Unterstützung leisten kann. Ich habe ihm angeboten auch bei einigen alltäglicheren Dingen anzupacken. Grundkenntnisse in der Gelehrtenkunde habe ich aufzuweisen und ich weiß wie sehr er die Schreibarbeit hasst. Vieles kann ich ihm nicht abnehmen, gerade die Dinge die ihm am meisten belasten. Es macht mir Sorge dass er so viel von dem Wein konsumiert den er in seiner Schublade aufbewahrt. Vielleicht bringe ich beim nächsten Besuch einmal etwas Wein mit, vielleicht kann er mir helfen nachzuvollziehen warum es ihm das leichter macht. Irgendwas muss an diesem Alkohol dran sein, was sich mir nicht erschlossen hat, mich hat er vor allem schwindlig gemacht.

In der Akademie habe ich mich eingelebt und weiß inzwischen wie die Dinge hier so ablaufen. Die Grundeinheiten des Unterrichts habe ich alle absolviert und viel dabei gelernt. Für die anstehende Prüfung fühle ich mich gut gewappnet, bis auf einige grundlegende Lehrsätze. Aber dies werde ich erfragen wenn wir meine Vorbereitung für die Prüfung durchgehen dieser Tage. Es sind viele neue Eleven angekommen und die meisten sind leidlich ertragbar. Einige bieten gute Partner im Austausch zu Thesen und Überlegungen, andere machen mir das Leben schwer indem sie sich nicht ignorieren lassen. Manche bedauerlicherweise beides. So wie Sasz. Er ist ein sehr kluger Kopf mit auffallend wenig Skrupeln. Einige seiner Überlegungen erscheinen selbst mir sinnlos grausam. Als würde ihn der Gedanke was man damit anstellen kann, mehr Freude machen als die Tatsache dass es möglich ist selbst. Er hat sehr viele Seiten und ich bin mir nicht sicher welche davon echt sind. Normalerweise würde mich das auch nicht kümmern, aber er scheint gewillt zu sein mir Ärger zu bereiten und mich in Schwierigkeiten zu reiten die ich mir nicht leisten kann. Seine Äußerungen klangen als wäre ihm die Tatsache dass ich mich als Assistentin angeboten habe und dieses angenommen wurde, ein Dorn im Auge zu sein. Er deutete an dass 2 Assistenten besser wären und ein solcher freundschaftliche Wettstreit das Anhäufen von Wissen forcieren würde. Ich habe wirklich und ernsthaft kein Interesse an solchem Wettstreit. Nachdem seine letzte Beschwerde mir zwar Ärger , aber ansonst wohl nicht den gewünschten Effekt eingebracht hat, fürchte ich wird der nächste Stolperstein nicht auf sich warten lassen. Und so bin ich gezwungen mich mit solchen unnützen Ärgernissen herumzuschlagen. Dabei will ich doch nur in Ruhe lernen und forschen.
Warum musste ich mir ausgerechnet den Sprecher meines Zweiges für ein solches Anliegen aussuchen? Nun zugegebenermaßen war die Wahl an Meistern nicht groß, aber irgendwie… hätte ich unabhängig von seinem Rang oder den Alternativen, wohl immer ihn ausgesucht. Warum kann ich nicht benennen

Eine ganze Weile starrte sie versonnen in die Kerzenflamme ehe sie schließlich weiterschrieb, mit leicht geröteten Wangen

Zitat:Eine Person die den Weg in die Akademie gefunden hat, erstaunt mich sehr. Lyn. Dass sie an unseren Ideen festgehalten hat, trotz dessen dass sie in ihrer Heimat deswegen gar Verfolgung ausgesetzt war, beeindruckt mich. So etwas zeugt von einem starken Willen und einer durchsetzungsfähigen Persönlichkeit. Auf alle Fälle ist sie stur. Dass dank unserer Begegnung Sasz nun Grund hatte sich über mich zu beschweren, war allein meiner Unachtsamkeit zuzuschreiben, dennoch bestand sie darauf sich bei meinem Meister für mich einzusetzen. Und sie hat mir geholfen die Bibliothek zu putzen. Auch wenn Putzen wohl weniger unsere Stärke ist.
Wir haben die halbe Bibliothek auf den Kopf gestellt dabei. In ihrer Gegenwart habe ich manchmal das seltsame Bedürfnis zu lächeln. Warum auch immer sie diesen Einfluss auf mich hat.
Jedenfalls freut es mich ungemein mit ihr gemeinsam zu lernen. Aktuell bin ich ihrem Wissensstand noch voraus, aber ich denke auf lange Sicht ist es gut einen verlässlichen Lernpartner zu haben.

Aber nun bin ich erschöpft. Zur Zeit träume ich sehr intensiv und schlafe mehr als sonst. Was genau mich in meinen Träumen heimsucht weiß ich beim Aufwachen nicht mehr. Es ist nichts was mir Angst macht, aber in seiner Intensität mich irgendwie doch verstört. Nichts desdo Trotz fühle ich mich danach erholt und zufrieden. Ich bin mir mehr denn je sicher meinen Platz gefunden zu haben.
Danach wird das Buch zugeschlagen und sie rollt sich in einem der Betten im Schlafsaal zusammen und ist kurz darauf eingeschlafen. Der auffallend gelöste Ausdruck in ihrem Blick verrät wohl viel darüber wie ihre Träume aussehen mögen.
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RE: Tagebuch einer Wissbegierigen - von Saturia Ansua - 18.11.2013, 01:44



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