Tagebuch einer Wissbegierigen
#4
Zitat:Freiungstag, 1. Nebelung im Jahre 1400, Löwenstein, Akademie der Hermetik

Es wird langsam kalt draußen. Eigentlich friert es mich sowieso immer, aber langsam wird es unerträglich. Um so mehr bin ich froh dass man mich in der Taverne noch nicht rausgeworfen hat aus dem kleinen Eckzimmerchen und ich den Großteil meiner Studien ungestört in der Akademie durchführen kann. Lediglich dass ich mich kaum mehr aus der Stadt begebe um Pflanzen zu sammeln, wird sich in absehbarer Zeit wohl rächen. Denn aktuell reicht mein Erspartes noch gut aus. Ob es mich aber einschließlich aller Lebenshaltungskosten und Studiengebüren, verbunden mit den erhöhten Ausgaben durch Materialien, ganz durch den Winter bringt, weiß ich noch nicht.
In so fern wird es zu nicht unerheblichem Teil davon abhängen, was bei dem Gespräch mit Meister Dryander herauskommt, im Hinblick auf meine Bewerbung als …. Ja… als was eigentlich genau? Forschungsassistentin, nur Assistentin, Lehrling oder einfach nur Mädchen für die Drecksarbeit? Eigentlich trifft es nichts so ganz und doch alles irgenwie. Und fraglich bleibt zudem wie er sich dies vorstellt. Aber zumindest klang seine Antwort nicht kategorisch abgeneigt. Ich hoffe er hat bald Zeit die Konditionen auszuhandeln.

Generell ist der Unterricht bisher sehr erbaulich und informativ. Wobei mir die Forschung bisher noch deutlich mehr Freude gemacht hat, so wie auch der direkte Austausch mit einigen meiner Mitstudierenden. Ich bevorzuge den direkten Gedankenaustausch. Denn auch die Ideen anderer die ich nicht unbedingt teile, sind stets sehr förderlich. Denn man ist gezwungen sich Gedanken zu machen in wie weit man mit den andren Ideen konform geht oder diese ablehnt und warum. In zweiterem Fall muss man zudem überlegen wie es diese Vorstellung zu entkräften gilt.
Beim letzten Mal hatten wir einen sehr interessanten Diskurs, der bereits in einigen teilen zusätzlich fast philosophische Tendenzen aufwies. Und ich bin sehr gespannt welcher unserer Ansätze am Ende recht behält. Zu testen wird unser Ansatz zu erst sein, einfach aufgrund des geringeren Risikos bei einer Falscheinschätzung der Gegebenheiten. Jedenfalls fand ich die Zusammenarbeit in den weitesten Strecken sehr erbaulich.

Leider kann man dies von den anderen Begegnungen mit einigen meiner Mit-Eleven und auch Adepten nicht behaupten. Warum denken alle Leute sie müssten mich sozialisieren? Und vor allem wieso denken die Menschen ein Verhalten dass so gänzlich entgegen aller menschlichen Überlebensinstinkte ist und entgegen jeglicher Effizienz , wäre erstrebenswert?
Wieso sollte ein vernunftbegabtes Wesen den Helden spielen und sich von einem Untoten fressen lassen, wenn er genau so gut jemand andren opfern kann? Wieso sollte ich meine wertvolle Zeit und Kraft damit verschwenden mir Gedanken zu machen wie Leute über mich denken, noch dazu Leute die keinerlei Relevanz haben. Wären es Personen die einen reellen Nutzen haben oder Einfluss auf mein Fortkommen, wäre es zumindest abzuwägen wie viel Nutzenwie viel Aufwand rechtfertigt. Aber so?
Den Vogel abgeschossen hat dieses Fräulein Kastner. Offenbar hat sie Probleme sich in der Akademie einzuleben und bietet mir nun ernsthaft an gegen Unterstützung in diesen Belangen mir beizubringen wie man nett und beliebt sein kann.
Meine Antwort, dass wenn ich das dringende Bedürfnis verspüren würde diese ganzen zwischenmenschlichen Ablenkungen zu durchschauen, ich dies sicher erlernen könnte, aber aktuell keinerlei Interesse daran verspüre mich solch unnützen Dingen zu widmen, hat sie sichtlich aufgebracht und sie hat es offenbar nicht verstanden. Genauso wie es ihr wohl unbegreiflich war, weshalb mich ihre Erläuterung dass andre mich nicht mögen, mich herzlich wenig aufregt.
Ihre Aussage sie habe mehr Zauber, hat mich sehr erheitert. Wenn man nur die Formel benötigen würde, wäre es herzlich einfach Hermetiker zu werden. Aber es gehört auch die Beherrschung und das Verständnis des Formel so wie des Aufbaues, die Abläufe und der Hintergrund des Zaubers dazu. Außerdem ist doch das spannende und ertragreiche, Neues zu ergründen und zu entwickeln. Das Wissen anderer unreflektiert nachzukauen ist eine nur geringe Leistung.

Yasmina wird inzwischen wohl von ihrem neuen Gönner sehr gefördert. Was ich an ihr schätze ist ihr Fleiß und ihr Eifer. Alles andre allerdings weniger. Wie Magistra Drakenquell wendet sie sich zu vielen Dingen zu, dafür lernt sie stetig. Fraglich mit wie viel Erfolg jedenfalls. Teils scheint mir das was sie erklärt sehr auswendig gelernt aber nicht besonders fundiert. Ich denke ich halte mich lieber an die Erläuterungen kritischer Geister. Aber da nicht jeder gleichermaßen rasch und kritisch denkt, ist dies nicht zu verurteilen. Ihre Art, und vor allem die des zugehörigen Herrn Jehann, mich von oben herab zu behandeln und kritisches Nachhaken zu verurteilen, missfällt mir. Aber da mich all diese Dinge nicht in meiner Arbeit und Studientätigkeit stören, soll es mir herzlich egal sein.
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RE: Tagebuch einer Wissbegierigen - von Saturia Ansua - 01.11.2013, 19:29



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