Tagebuch einer Wissbegierigen
#1
Eine junge Frau in einer leidlich passenden, aber sicher nicht maßgeschneiderten, Robe, die sie ein wenig zu verschlucken schien und ihre sehr zierlich anmutende Figur nicht gerade umschmeichelte, saß auf einer der Holzbänke vor der klingenden Münze in Löwenstein.
Ihre Haut war sehr blass, wenn man von den, durch die kühle Luft und die sie scheints unangenehm berührenden Gedanken, geröteten Wangen gedanklich Abstand nahm. Die Haare waren dazu passend von einem silbrigweiß schimmernden Blondton. Die ebenfalls zu hell geratenen, zumindest aber etwas grünlichblau schimmernden Augen, waren wenigstens ein ganz kleiner Farbklecks auf der Gestalt die sonst wirkte als hätten die Götter schlicht vergessen sie einzufärben, als sie ihren Eltern halfen sie zu formen. Der Gesichtsausdruck pendelte zwischen konzentriert, distanziert und unangenehm berührt, hätten die vorbeieilenden Passanten sie etwas genauer beobachtet, wärend sie in ihrem kleinen Büchlein herumkritzelte.
Sollte jemals jemand die Finger an dieses Schriftstück legen, würde er vermutlich befinden, dass die Schrift nicht ungeübt aber auch nicht sonderlich schön wäre.

Zitat:Freiungstag, 4. Gilbhart im Jahre 1400, Löwenstein

Gerade in der Akademie aufgenommen, ergreife ich bereits wieder die Flucht und suche mir eine ruhige Stelle zum schreiben. Eigentlich ironisch, denn die Akademie bietet mit ihren Arbeitsräumen und Bibliotheken, durchaus genug ruhige Orte um konzentriert und ohne Ablenkung zu arbeiten. Sollte man denken. Doch sobald ich einen der Arbeitsräume verlasse, stolpere ich beinahe unweigerlich jedes Mal über Meister Dryander. An sich wäre dies nicht störend, so er doch ein eigentlich durchaus angenehmer Zeitgenosse ist bisher. Ein kluger und gefasster Mann mit einem wachen Geist, einer bodenständigen Geisteshaltung die ihn aber wie es scheint nicht vom Streben nach Fortschritt abhält, ein höfliches, zuvorkommend und dennoch angenehm distanziertes Gebaren in Verbindung mit einem für meine Augen sehr angenehmen Äußeren, steht mir dann immer gegenüber. Zudem ist er der Sprecher des nekromantischen Zweiges der Akademie und somit die Person die, im Hinblick auf meine Interessen, mir vermutlich aktuell am meisten vermitteln kann.
Dummerweise scheint die Energie zwischen und jedoch gestört, ohne dass ich es genau benennen könnte. Seine Anwesenheit scheint mein Denkvermögen massiv einzuschränken und meine rhetorischen Fähigkeiten zu begrenzen. Zudem sind teils sogar die anatomischen Fähigkeiten gestört. Mein Temperaturempfinden, das üblicherweise gegen kühl tendiert, ist häufig durch spontane Hitzeschübe gestört, so wie die Hautspannung deutlich erhöht ist und die Färbung meiner Wangen ungewohnterweise recht rasch in einer Weile gegen rot tendiert, die ich lediglich von ausgeprägter Kälte (aktuell noch nicht vorhanden) und stark erhöhter Umgebungstemperatur (ich war nicht in der Nähe eines Kamins oder Lagerfeuers), kenne. Des weiteren sind auch Anfälle von Unkonzentriertheit wie wenn ich vergessen habe während meiner Lehreinheiten zu essen, und spontanes Versagen der ohnehin in zu geringem Ausmaß vorhandenen Muskelkraft (bevorzugt in den unteren Extremitäten) zu verzeichnen, was heute dazu geführt hat dass ich abgelenkt von seinem unerwarteten Gruß in Verbindung mit einer gewissen Ablenkung, induziert durch eine seltsames spontanes Aufwallen von Heiterkeit , zu einem sehr schmerzhaften und vor allem peinlichen Sturz die Treppe hinunter geführt hat.
Ich hoffe dass solche Zurschaustellung von Unfähigkeit, ihn nicht dazu veranlasst zu beschließen, dass ich ungeeignet bin weiterhin für kleine Assistenzdienste zur Verfügung zu stehen. Denn zum einen empfinde ich es als sehr angenehm einen Nutzen zu Erfüllen, vor allem einen so klar definierten, zum andren erhoffe ich mir davon eine gewisse Nützlichkeit auszustrahlen und Kompetenz in meinem Tun zu beweisen, auch ein etwas ungestörteres und von bürokratischen Hindernissen unbelasteteres lernen. Und, was zugegebenermaßen seltsam ist, da ich sonst üblicherweise keine solch sentimentalen und unberechneten unstrukturiert diffusen Überlegungen erliege, empfinde ich es als angenehm ihm mit Kleinigkeiten zur Seite stehen zu können.
Den Rest des Lehrkörpers, so wie die Schar meiner Mitstudenten, konnte ich bisher noch nicht kennenlernen. Ich hoffe dies ändert sich mit den ersten mir zu besuchen möglichen Unterrichtseinheiten. Eine Option das Geld dafür aufzutreiben hat sich noch nicht ganz ergeben. Aber die Gebühren sind überschaubar und etwas Geld scheint sich mit dem Verkauf von einfachen Gebräuen verdienen zu lassen. In so fern sehe ich das ganze eher unbelastet.
Lediglich eine weitere Eleve die mit mir aufgenommen wurde und einen Adepten der sich ihrer angenommen hat, habe ich getroffen. Sie scheint mittellos zu sein und sehr verschüchtert zu sein. Ihren persönlichen Wert scheint sie nicht hoch einzuschätzen und sie scheint nicht bereit zu sein um Hilfe und nach Lösungen zu fragen, sei es aus einem falschen Stolz oder aus Angst abgewiesen zu werden weil sie sich nicht dessen Wert einschätzt. Es scheint ihr einfacher zu sein auf der Straße zu schlafen und zu betteln. Mit dieser Einstellung ist sie in meinen Augen an der Akademie gänzlich falsch. Wer sich auf die Studien konzentrieren will, sollte in der Lage sein, mit Vertrauen mit andren zu arbeiten und sein Leben so zu organisieren im Vorfeld, dass die Störungen von Außen möglichst gering gehalten werden. Und zu solchen Störungen gehört auch ein über Gebühr knurrender Magen so wie diverse Krankheiten, zugezogen durch Kälte und Dreck auf der Straße. Ich jedenfalls möchte nicht angezündet werden weil sie sich nicht konzentrieren kann und in Gedanken schon dabei ist wo sie heute Abend einen sicheren und unbeschadeten Platz zum schlafen findet. In so fern ist es für sie erfreulich, dass der Adept sie mitgenommen hat und ihr Arbeit gegeben. Allerdings möchte ich festhalten, dass solche Weichheit und ausgeprägte Fürsorge für mich in der ernsthaften Umgebung von Hermetik und Forschung, gänzlich fehl am Platz sind. Wer so gänzlich nicht für sich sorgen kann, sollte erst einmal diese Dinge regeln, ehe er sich solchen Dingen widmet. Und wer seine mütterliche Ader ausleben will, der sollte diese Herzenswärme und dieses Mitgefühl , vielleicht lieber Kirche oder Armenhaus zur Verfügung stellen. Nicht dass ich dies nicht achte oder schätze und ganz sicher war es auch angenehm von einer Meisterin Drakenquell so herzlich empfangen und herumgeführt und versorgt zu werden, aber letztendlich sehe ich eine Verschiebung in den Prioritäten der Lehr- und Forschungsanstalt, wenn solches Schule macht.

An dieser Stelle verließ sie sehr sichtlich die Lust und Konzentration, denn kurz war der vorher ernste und fokussierte Blick abgeschwiffen, einem versonnenen Lächeln gewichen, das jeder andre, außer der verkopften und zwar höchst intelligenten und sehr gut organisierten, aber in emotional und sozial gefassten Thematiken, so gänzlich fern ab jeder Realität existierenden , jungen Frau, vermutlich bestens zu deuten vermocht hätte.
Und so hatte sie irgendwann, den Faden verloren, aber im Grunde alles wichtige notiert habend, das Schreibzeug und das Buch eingepackt und war zurück zu den vielen Büchern und Notizen und auch den Phiolen und Pülverchen, die ihre Existenz einrahmten und ihr gleichermaßen Halt, wie auch Grenze waren, zurückgekehrt.
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#2
Zitat:Tag des Donners, 10. Gilbhard im Jahre 1400, Löwenstein, Mithraskathedrale

Ich kann zusammenfassend feststellen, dass der Konsum von Alkohol und dessen Effekte, einer eingehenderen Studie bedürfen, ehe eine abschließende Entscheidung zu dessen Nutzen getroffen werden kann. Der Erläuterung von Meister Dryander, dass es hilfreich ist in der richtigen Dosierung , das Angstempfinden zu dämpfen, kann ich bisher nicht bestätigen. Allerdings ist nicht zu leugnen dass es unterstützt dabei die Gedanken in andre Bahnen zu lenken und somit von einer existierenden Problematik weg.
Um definitive und abschließende Erkenntnisse zu gewinnen, müssen diverse Forschungsreihen dazu gestartet werden. Berücksichtigt werden sollten dabei: Geschlecht, Gewöhnungsgrad, Alkoholsorte und Menge, so wie das Umfeld.

Das Erscheinen des Untoten Heerführers macht mir wirklich Sorgen. Die Motivationen und Ziele solcher Wesenheiten dürften ziemlich schwer zu ergründen sein. Zu kontrollieren sind sie wohl nie. Also bleibt mir als sinnvollste Zielsetzung die Vernichtung oder Unschädlichmachung dieses Wesens festzuhalten. Dies dürfte allerdings kaum in meinen Kompetenzbereich fallen, stehe ich doch ganz am Anfang meiner Ausbildung. Auf diese freue mich ich allerdings weiterhin sehr. Ich bin wirklich sehr aufgeregt was sich alles an Erkenntnissen gewinnen lässt. Und ich freue mich auf die Gesellschaft meines Lehrmeisters und einiger der Kollegen die ich schon kennenlernen durfte. So viele verschiedene Ansichten, von denen ich die wenigsten Teile, aber die sicher dennoch meine Thesen weiterbringen werden, indem sie neue Aspekte beleuchten oder auch indem ich sie zu widerlegen suchen muss.
Ich hoffe ich kann mich auf Dauer als nützliches Mitglied der Akademie erweisen und ich hoffe sie werden mir nützlich sein.

Ich frage mich wie reell der Schutz ist den die Kirche zu bieten vermag. Irgendwie zweifle ich daran dass dieses Wesen diese Hallen wirklich nicht betreten kann. Zumindest bin ich nicht überzeugt davon. Jedoch spricht nichts dagegen hier zu übernachten. Es ist trocken und leidlich warm, wenn auch nicht bequem. Es gibt essen und es mag sicher auch nicht schaden es zu versuchen ob diese Hallen Schutz bieten, so lange das Gegenteil nicht schlüssig bewiesen ist. Und selbst in diesem Fall wäre ein Ort so gut wie der andre, und es wäre lediglich die Komvortabilität gegen den Schutz den eine größere Anzahl von Personen bietet (und sei es nur dadurch dass es vielleicht erst diese erwischt statt mir) abzuwägen.
Ich komme jedoch nicht umhin festzustellen dass die hier anwesenden Personen zum großen Anteil in Kategorien wie: dumm, schlicht, aufdringlich, anmaßend, unangenehm oder schlicht nervig zu bezeichnen sind. Und die wenigen angenehmeren Zeitgenossen scheinen mich nicht wahrzunehmen oder bewusst zu ignorieren. Vermutlich sind sie deswegen so angenehm. Einzig eine Ausnahme bilden hierzu Meister Dryander , der weder als aufdringlich oder dumm zu bezeichnen ist, mich auch nicht ignoriert, aber aus einem mir noch nicht klaren Grund meiner Konzentration und geistigen Ruhe dennoch sehr abträglich ist. Ich stelle die These auf, dass es möglicherweise am Alkoholgenuss liegen könnte. Vermutlich ist der Alkoholgehalt im Atem für mich ausreichend um körperliche Reaktionen in Form von alkoholinduzierter Unkonzentriertheit zu erzeugen. Nur so kann ich mir diese Fahrigkeit und Hitzeschübe erklären. So wie Eleve Morgentau die ich für gänzlich untauglich halte Studien zu führen, denn sie wirkt so unbeholfen und unsicher und scheint abgesehen davon auch keinerlei Ehrgeiz zu besitzen oder gar Wissbegier. Dennoch scheint sie mit ihrer unschuldigen Unbeholfenheit gerade deswegen die männlichen Kollegen dazu zu bewegen sie beschützen zu wollen (ein mir gänzlich unverständlicher Drang, denn wieso sollte man jemandem am Leben erhalten wollen der keinen echten Mehrwert darstellt). Aber vermutlich handelt es sich dabei um einen nicht zu unterdrückenden Instinkt des männlichen Geschlechts. Dazu gilt….

Die die es beobachtet haben könnten, haben wohl gesehen wie die Frau beim Schreiben, das sie seltsamerweise im Liegen auf den Stufen vor dem Eingang der Mithraskathedrale bewerkstelligte und dies mit deutlich alkoholgeröteten Wangen, eingenickt war und schließlich mit einem leisen Quietschen hochschreckte, was dazu führte dass der Stift über das Blatt rutschte und dieses eilig zuklappte, als ein Nicolas sich über sie beugte und ansprach.
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#3
Diesmal sitzt die Frau in Robe und Umhang eingewickelt auf dem Marktplatz auf den Stufen der Mithraskathedrale und murmelt was von wegen „eine Bank wäre gut“ und beginnt dann zu schreiben.

Zitat:Selvetik ist schrecklich. Selvetik ist faszinierend. Selvetik ist anspruchsvoll. Selvetik ist kompliziert. Ich liebe Selvetik. Ich hasse Selvetik. Ich weiß dass es eine lebenslange Hassliebe sein wird. Wie bei einem alten Ehepaar. Es ist so logisch, so erhellend und dann wieder so gänzlich nicht nachvolziehbar und unlogisch wie manche Formeln funktionieren.
Es wird mir so viele schlaflose Nächte bereiten.
Mehrfach scheint der Stift neu anzusetzen und von oben betrachtet sieht man erst einen Mann in roter Robe mit der jungen Frau reden

Zitat:Dieser verrückte Mithrasmann versucht ernsthaft mir meine Zeit mit einem Gespräch über Religion zu rauben. Als gäbe es nichts wichtigeres. In meinem Glauben hat mir nie etwas gefehlt. Hat er zwar keinen hohen Stellenwert eingenommen, aber auch nie Anlass zum Zweifel gegeben. Die Mondwächter haben sich lange bewährt und Mithras bietet mir keinen Anreiz dies in Zweifel zu ziehen. Ich hinterfrage viele Dinge, aber man muss nicht alles auf den Kopf stellen. Ich frage mich auch nicht auf einmal ob Wasser fliegt und Erde brennt.
Nochmals zuckt sie hoch und erneut wird das Buch zugeschlagen als diesmal von vorne ein Schatten darauf fällt. Der Blick wird beruhigter als sie den Mann erkennt den sie tatsächlich voll Überzeugung Meister zu nennen bereit ist. Doch das Buch wird fest geschlossen umfasst und mal wieder schleicht sich eine sanfte Röte auf ihre Wangen. Ein kurzes Gespräch später kehrt dieser in die Kirche ein und sie macht sich auf den Weg in das kleine Kammerzimmer der Taverne wo sie weiterschreibt.

Zitat:„Betrachtet das als Lob in Form meiner Erwartungen an euren analytischen Verstand, dass ich euch eine komplexe Formel analysieren lasse und keine Skizzen von Holzstäben malen lasse“

Kurz seufzte sie und sah ins Dunkel des Raumes und dann auf den geschriebenen Satz.

Ist dies bereits als Lob zu werten? Nein ich denke nicht. Höchstens dass er uns allen einen gewissen Vertrauensvorschuss entgegenzubringen bereit ist.
Warum ist es mir wichtig was er über mich denkt, eine hohe Meinung von mir hat oder ein lobendes Wort für mich hat? Nun sicher weil das heißt dass er mir dann bereit ist etwas beizubringen und dass ich die Möglichkeit habe voranzukommen. Ansonst ist es nicht von Relevanz wie jemand über mich denkt. Bei ihm allerdings interessiert mich seine Einschätzung. Natürlich nur weil er Ahnung hat. Sonst gibt es keinen wie auch gearteten Hintergrund!
Wo war ich? Äh… ja… ach ja. Selvetik… Vertrauen? Äh…. Ich gebe zu ich habe den Faden verloren.

Irgendwie kann ich mich heute nicht wirklich konzentrieren. Das muss von den ganzen Ablenkungen kommen!
Ich muss mich morgen wieder an die Studien setzen. Mein Kopf raucht und die Konzentration lässt nach. Vielleicht sollte ich doch dringend einmal tatsächlich meine Alkoholforschung starten. Bei andren scheint es ja gut zu funktionieren.
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#4
Zitat:Freiungstag, 1. Nebelung im Jahre 1400, Löwenstein, Akademie der Hermetik

Es wird langsam kalt draußen. Eigentlich friert es mich sowieso immer, aber langsam wird es unerträglich. Um so mehr bin ich froh dass man mich in der Taverne noch nicht rausgeworfen hat aus dem kleinen Eckzimmerchen und ich den Großteil meiner Studien ungestört in der Akademie durchführen kann. Lediglich dass ich mich kaum mehr aus der Stadt begebe um Pflanzen zu sammeln, wird sich in absehbarer Zeit wohl rächen. Denn aktuell reicht mein Erspartes noch gut aus. Ob es mich aber einschließlich aller Lebenshaltungskosten und Studiengebüren, verbunden mit den erhöhten Ausgaben durch Materialien, ganz durch den Winter bringt, weiß ich noch nicht.
In so fern wird es zu nicht unerheblichem Teil davon abhängen, was bei dem Gespräch mit Meister Dryander herauskommt, im Hinblick auf meine Bewerbung als …. Ja… als was eigentlich genau? Forschungsassistentin, nur Assistentin, Lehrling oder einfach nur Mädchen für die Drecksarbeit? Eigentlich trifft es nichts so ganz und doch alles irgenwie. Und fraglich bleibt zudem wie er sich dies vorstellt. Aber zumindest klang seine Antwort nicht kategorisch abgeneigt. Ich hoffe er hat bald Zeit die Konditionen auszuhandeln.

Generell ist der Unterricht bisher sehr erbaulich und informativ. Wobei mir die Forschung bisher noch deutlich mehr Freude gemacht hat, so wie auch der direkte Austausch mit einigen meiner Mitstudierenden. Ich bevorzuge den direkten Gedankenaustausch. Denn auch die Ideen anderer die ich nicht unbedingt teile, sind stets sehr förderlich. Denn man ist gezwungen sich Gedanken zu machen in wie weit man mit den andren Ideen konform geht oder diese ablehnt und warum. In zweiterem Fall muss man zudem überlegen wie es diese Vorstellung zu entkräften gilt.
Beim letzten Mal hatten wir einen sehr interessanten Diskurs, der bereits in einigen teilen zusätzlich fast philosophische Tendenzen aufwies. Und ich bin sehr gespannt welcher unserer Ansätze am Ende recht behält. Zu testen wird unser Ansatz zu erst sein, einfach aufgrund des geringeren Risikos bei einer Falscheinschätzung der Gegebenheiten. Jedenfalls fand ich die Zusammenarbeit in den weitesten Strecken sehr erbaulich.

Leider kann man dies von den anderen Begegnungen mit einigen meiner Mit-Eleven und auch Adepten nicht behaupten. Warum denken alle Leute sie müssten mich sozialisieren? Und vor allem wieso denken die Menschen ein Verhalten dass so gänzlich entgegen aller menschlichen Überlebensinstinkte ist und entgegen jeglicher Effizienz , wäre erstrebenswert?
Wieso sollte ein vernunftbegabtes Wesen den Helden spielen und sich von einem Untoten fressen lassen, wenn er genau so gut jemand andren opfern kann? Wieso sollte ich meine wertvolle Zeit und Kraft damit verschwenden mir Gedanken zu machen wie Leute über mich denken, noch dazu Leute die keinerlei Relevanz haben. Wären es Personen die einen reellen Nutzen haben oder Einfluss auf mein Fortkommen, wäre es zumindest abzuwägen wie viel Nutzenwie viel Aufwand rechtfertigt. Aber so?
Den Vogel abgeschossen hat dieses Fräulein Kastner. Offenbar hat sie Probleme sich in der Akademie einzuleben und bietet mir nun ernsthaft an gegen Unterstützung in diesen Belangen mir beizubringen wie man nett und beliebt sein kann.
Meine Antwort, dass wenn ich das dringende Bedürfnis verspüren würde diese ganzen zwischenmenschlichen Ablenkungen zu durchschauen, ich dies sicher erlernen könnte, aber aktuell keinerlei Interesse daran verspüre mich solch unnützen Dingen zu widmen, hat sie sichtlich aufgebracht und sie hat es offenbar nicht verstanden. Genauso wie es ihr wohl unbegreiflich war, weshalb mich ihre Erläuterung dass andre mich nicht mögen, mich herzlich wenig aufregt.
Ihre Aussage sie habe mehr Zauber, hat mich sehr erheitert. Wenn man nur die Formel benötigen würde, wäre es herzlich einfach Hermetiker zu werden. Aber es gehört auch die Beherrschung und das Verständnis des Formel so wie des Aufbaues, die Abläufe und der Hintergrund des Zaubers dazu. Außerdem ist doch das spannende und ertragreiche, Neues zu ergründen und zu entwickeln. Das Wissen anderer unreflektiert nachzukauen ist eine nur geringe Leistung.

Yasmina wird inzwischen wohl von ihrem neuen Gönner sehr gefördert. Was ich an ihr schätze ist ihr Fleiß und ihr Eifer. Alles andre allerdings weniger. Wie Magistra Drakenquell wendet sie sich zu vielen Dingen zu, dafür lernt sie stetig. Fraglich mit wie viel Erfolg jedenfalls. Teils scheint mir das was sie erklärt sehr auswendig gelernt aber nicht besonders fundiert. Ich denke ich halte mich lieber an die Erläuterungen kritischer Geister. Aber da nicht jeder gleichermaßen rasch und kritisch denkt, ist dies nicht zu verurteilen. Ihre Art, und vor allem die des zugehörigen Herrn Jehann, mich von oben herab zu behandeln und kritisches Nachhaken zu verurteilen, missfällt mir. Aber da mich all diese Dinge nicht in meiner Arbeit und Studientätigkeit stören, soll es mir herzlich egal sein.
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#5
Im Wohnraum der Eleven und Adepten sitzt beim Licht einer fast heruntergebrannten Kerze eine junge Frau die in zu viele dicke Schichten Kleidung gewickelt ist, die sie fast etwas unförmig wirken lassen und jedem geistig gesunden Menschen wohl bei ihrem bloßen Anblick schon die Schweißperlen auf die Stirn treiben müsste. Sie ist eifrig damit beschäftigt in ordentlicher aber wahrlich nicht schöner Schrift Dinge zu Papier zu bringen.

Zitat:Tag der Sonne, 17. Nebelung im Jahre 1400, Löwenstein, Akademie der Hermetik

Ich bin wirklich sehr glücklich. Dass ich so schnell so viel lernen dürfte, hätte ich niemals erwartet. Mein Kopf sprudelt über vor Ideen und Thesen und Dingen die ich so gerne erforschen möchte. Und wie es scheint werde ich sämtliche Möglichkeiten dazu haben. Aktuell lerne ich vor allem noch für meine Adeptenprüfung. So lange müssen weitere Forschungen erst einmal zurück stehen. Bei der hermetischen Wissenschaft muss man bedacht vorgehen. Das richtige Maß an enthusiastischem Wagemut und vorsichtiger Herangehensweise finden. Mir ist bewusst dass durch meine Wahl für den nekromantischen Zweig vermutlich das Risiko eher auf mich zurückfällt als dass ich beispielsweise das Haus in die Luft jage. Nicht weniger dennoch zu vermeiden.
Aber ich hatte das unglaubliche und für mich immer noch unfassbare Glück jemanden an meiner Seite zu finden, der das Wissen und die Begeisterung hat mir Rückmeldung zu meinen Thesen zu geben.
Als ich die Bewerbung verfasst habe um ihn darum zu bitten mich zu lehren und als Assistentin anzustellen, haben mir wirklich die Hände gezittert. Ich verstehe es selbst nicht genau. Aber in seiner Anwesenheit passiert mir dies entschieden zu häufig. Die Gründe dafür sind mir gänzlich schleierhaft. Aber sie sind dringend abzustellen. Denn schließlich benötigt er eine selbstbewusste und klar denkende und handelnde Begleitung und kein nervös zitterndes Etwas.
Und er scheint etwas in mir zu sehen, etwas was ihn überzeugt sein lässt dass ich die Mühe wert bin und das macht mich stolz. Er hält an dieser Überzeugung fest, obwohl ich ihm bereits Ärger bereitet habe. Und ich werde ihn kein weiteres Mal enttäuschen. Ich hoffe dass ich mich als nützlich erweisen kann. Ich war felsenfest der Überzeugung das er mich durch jemanden ersetzen würde der weniger Ärger macht als ich. Aber das hat er nicht getan. Die Standpauke und die Strafe hatte ich natürlich verdient, denn so oder so war es ein Verstoß gegen die Regeln. Und ich bin zu tiefst dankbar dass er dennoch an mir festgehalten hat. Hoffentlich kann ich ihn bald mehr unterstützen und wir können wichtige Dinge erarbeiten. Aktuell bin ich im Wissensstand und Rang einer Eleve vermutlich noch von geringem Nutzen, aber ich denke dass ich vielleicht zumindest nach der Prüfung mehr Unterstützung leisten kann. Ich habe ihm angeboten auch bei einigen alltäglicheren Dingen anzupacken. Grundkenntnisse in der Gelehrtenkunde habe ich aufzuweisen und ich weiß wie sehr er die Schreibarbeit hasst. Vieles kann ich ihm nicht abnehmen, gerade die Dinge die ihm am meisten belasten. Es macht mir Sorge dass er so viel von dem Wein konsumiert den er in seiner Schublade aufbewahrt. Vielleicht bringe ich beim nächsten Besuch einmal etwas Wein mit, vielleicht kann er mir helfen nachzuvollziehen warum es ihm das leichter macht. Irgendwas muss an diesem Alkohol dran sein, was sich mir nicht erschlossen hat, mich hat er vor allem schwindlig gemacht.

In der Akademie habe ich mich eingelebt und weiß inzwischen wie die Dinge hier so ablaufen. Die Grundeinheiten des Unterrichts habe ich alle absolviert und viel dabei gelernt. Für die anstehende Prüfung fühle ich mich gut gewappnet, bis auf einige grundlegende Lehrsätze. Aber dies werde ich erfragen wenn wir meine Vorbereitung für die Prüfung durchgehen dieser Tage. Es sind viele neue Eleven angekommen und die meisten sind leidlich ertragbar. Einige bieten gute Partner im Austausch zu Thesen und Überlegungen, andere machen mir das Leben schwer indem sie sich nicht ignorieren lassen. Manche bedauerlicherweise beides. So wie Sasz. Er ist ein sehr kluger Kopf mit auffallend wenig Skrupeln. Einige seiner Überlegungen erscheinen selbst mir sinnlos grausam. Als würde ihn der Gedanke was man damit anstellen kann, mehr Freude machen als die Tatsache dass es möglich ist selbst. Er hat sehr viele Seiten und ich bin mir nicht sicher welche davon echt sind. Normalerweise würde mich das auch nicht kümmern, aber er scheint gewillt zu sein mir Ärger zu bereiten und mich in Schwierigkeiten zu reiten die ich mir nicht leisten kann. Seine Äußerungen klangen als wäre ihm die Tatsache dass ich mich als Assistentin angeboten habe und dieses angenommen wurde, ein Dorn im Auge zu sein. Er deutete an dass 2 Assistenten besser wären und ein solcher freundschaftliche Wettstreit das Anhäufen von Wissen forcieren würde. Ich habe wirklich und ernsthaft kein Interesse an solchem Wettstreit. Nachdem seine letzte Beschwerde mir zwar Ärger , aber ansonst wohl nicht den gewünschten Effekt eingebracht hat, fürchte ich wird der nächste Stolperstein nicht auf sich warten lassen. Und so bin ich gezwungen mich mit solchen unnützen Ärgernissen herumzuschlagen. Dabei will ich doch nur in Ruhe lernen und forschen.
Warum musste ich mir ausgerechnet den Sprecher meines Zweiges für ein solches Anliegen aussuchen? Nun zugegebenermaßen war die Wahl an Meistern nicht groß, aber irgendwie… hätte ich unabhängig von seinem Rang oder den Alternativen, wohl immer ihn ausgesucht. Warum kann ich nicht benennen

Eine ganze Weile starrte sie versonnen in die Kerzenflamme ehe sie schließlich weiterschrieb, mit leicht geröteten Wangen

Zitat:Eine Person die den Weg in die Akademie gefunden hat, erstaunt mich sehr. Lyn. Dass sie an unseren Ideen festgehalten hat, trotz dessen dass sie in ihrer Heimat deswegen gar Verfolgung ausgesetzt war, beeindruckt mich. So etwas zeugt von einem starken Willen und einer durchsetzungsfähigen Persönlichkeit. Auf alle Fälle ist sie stur. Dass dank unserer Begegnung Sasz nun Grund hatte sich über mich zu beschweren, war allein meiner Unachtsamkeit zuzuschreiben, dennoch bestand sie darauf sich bei meinem Meister für mich einzusetzen. Und sie hat mir geholfen die Bibliothek zu putzen. Auch wenn Putzen wohl weniger unsere Stärke ist.
Wir haben die halbe Bibliothek auf den Kopf gestellt dabei. In ihrer Gegenwart habe ich manchmal das seltsame Bedürfnis zu lächeln. Warum auch immer sie diesen Einfluss auf mich hat.
Jedenfalls freut es mich ungemein mit ihr gemeinsam zu lernen. Aktuell bin ich ihrem Wissensstand noch voraus, aber ich denke auf lange Sicht ist es gut einen verlässlichen Lernpartner zu haben.

Aber nun bin ich erschöpft. Zur Zeit träume ich sehr intensiv und schlafe mehr als sonst. Was genau mich in meinen Träumen heimsucht weiß ich beim Aufwachen nicht mehr. Es ist nichts was mir Angst macht, aber in seiner Intensität mich irgendwie doch verstört. Nichts desdo Trotz fühle ich mich danach erholt und zufrieden. Ich bin mir mehr denn je sicher meinen Platz gefunden zu haben.
Danach wird das Buch zugeschlagen und sie rollt sich in einem der Betten im Schlafsaal zusammen und ist kurz darauf eingeschlafen. Der auffallend gelöste Ausdruck in ihrem Blick verrät wohl viel darüber wie ihre Träume aussehen mögen.
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#6
Die schlanke Gestalt sitzt irgendwo auf einem umgestürzten Baumstamm in der Nähe Löwensteins, eingemummelt in Schichten über Schichten Kleidung, so dass man von der Statur oder der Person darunter, fast nichts mehr erkennen kann. Die Kapuze ins Gesicht gezogen sitzt sie da und schreibt. Die höchst unzufriedene Mine kann man dank Schal und Kapuze wohl nicht erkennen.

Zitat:Tag des Donners, 21. Nebelung im Jahr 1400, Irgendwo in Servanos Wäldern mit Blick auf Löwenstein

„Hiermit sei verkündet und verlautbart, dass mit dem heutigen Tage und von
dieser Stunde an die hier benannten Herrschaften in den Rang des Adepten erhoben wurden. Mögen sie ihrem Rang und Titel
vorbildlich und als Beispiel für all jene, die denselbigen Weg anstreben, gerecht
werden!“

Es war seltsam den Aushang zu lesen als ich vorhin am schwarzen Brett vorbei kam um meine Zweitrobe zu holen. Ich sollte mich freuen, doch ich tue es nicht. Das zu lesen passt nicht zu den Worten die immer noch so schal in meinem Ohr klingen, und noch weniger zu dem Gefühl das ich habe. „Außer den direkt korrigierten Fehlern“… „zu knapp gehalten.“ Ich habe nicht versucht mich rauszureden und ich bin unzufrieden. Ich fand es höchst schwierig mir vorzustellen was von mir erwartet wird in dieser Prüfung und rückblickend könnte man den Hinweis meines Meisters, dass je besser es ausgeführt ist, umso weniger Fragen nötig sind, als Antwort darauf sehen können.

Aber all das ändert nichts daran dass mir sicher nicht danach ist Feiern zu gehen, nicht mal zum Lesen habe ich Lust. Ja ich bin nicht durchgefallen, aber ich habe eine Ahnung, dass die Prüfung gerade so bestanden zu haben, vermutlich eine fast genauso große, wenn nicht gar größere Rüge mit sich ziehen dürfte, wie durchgefallen zu sein. „Die Leute sollen sich nicht fragen müssen, wieso ich meine Zeit an jemanden verschwende der nicht mal die Adeptenprüfung schafft.“ Nun werden sie sich eben fragen wieso die Elevin die so talentlos ist, gerade mal mit den Grundlagen zurecht zu kommen, als Assistentin angenommen wurde. Assistentin… Auch das wirkt mir gerade wie Hohn dieses Wort. Bisher habe ich wenig Möglichkeit gefunden mich nützlich zu machen und ich ahne dass sich diese Zusammenarbeit vermutlich recht schnell einem Ende zuneigen wird, wenn es so weiter geht. Was habe ich schon vorzuweisen.
Wieso beschäftigt mich das eigentlich so sehr? Und woher kommen auf einmal solche Selbstzweifel? Im Grunde möchte ich doch nur lernen und forschen und das kann ich. Seit wann plagen mich solche Ambitionen? Ist es wirklich nur der Zusammenhang zwischen Beweis seines Nutzens, Talent und den Sicherheiten sich ausleben zu können, die dies mit sich bringen? Nun, ich gehe davon aus. Allerdings sollte ich mich darauf besinnen was davon wirklich nötig ist und ob ich nicht zu viel Ehrgeiz an den Tag lege.

Dennoch ärgere ich mich über das Ergebnis. Ich muss mir dringend etwas einfallen zu lassen wovon andere profitieren können und vor allem ich. Aber nun muss ich erst einmal das Donnerwetter über mich ergehen lassen. Ich hoffe ich begegne ihm bald damit ich es hinter mir habe.

Danach kann man beobachten wie sie noch eine Weile den nächtlichen Himmel betrachtet und sich dann auf den Rückweg macht und nach einem kurzen Abstecher an den Herd in der Akademieküche, der so lange eingeheizt wird mit mitgebrachten Holzscheiten, bis diese einer Saune gleicht, und schließlich mit wieder leicht wärmegeröteten Wangen etwa eine halbe Stunde später in einem der Betten im Schlafsaal verschwindet.
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#7
Wieder einmal des Nachts im Schlafsaal der Akademie, beim Licht einer beinahe heruntergebrannten Kerze, wird die junge Frau im Bett liegen und leise kratzend Schreiben. Sie ist nicht ganz so dick eingemummelt wie sonst und auch die verstruwelten Haare und leicht rosanen Wangen lassen sie so auffallend menschlich wirken im Vergleich zu sonst. Fast wie ein junges Mädchen wirkt sie auf einmal.

Zitat:Freiungstag, 28. Nebelung im Jahre 1400, Schlafsaal der Eleven und Adepten, Hermetische Akademie, Löwenstein

Langsam bekomme ich Bauchschmerzen davon in all diese politischen Dinge verwickelt zu werden. Meisterin Drakenquell ist von der „Insel der Hoffnung“ wie sie die ehemalige Gefängnisinsel nun nennen, seitdem sie diese zur Quarantänezone für Keuchenkranke umgewandelt haben. Wie so vieles auch nur eine nette Verpackung für unangenehme Dinge. Die Menschen sind nicht in der Lage den Dingen ins Auge zu sehen und geben ihm deswegen harmlose Namen.
Die Akademie wurde nun zwangsverpflichtet sich gemeinsam mit der Kirche an die Erforschung des Ganzen zu machen. Sicher mag es eine potentiell interessante Forschung sein, aber ich hätte etwas selbstbestimmteres bevorzugt. Zumal Hexerei wirklich nicht unser Fachgebiet ist. Und eigentlich sollte ihnen das ach klar sein.
Wie dem auch sei. Im Zuge dessen hat sich die gute Meisterin Drakenquell nun wohl beschlossen den Aufstand zu proben. Sie begründet dies damit dass die Akademie unbeliebt ist in der Stadt. Natürlich sind wir unbeliebt. Wir sind eine offiziell anerkannte Ausbildungsstätte für Hermetiker. Die normalen ungebildeten Bürger fürchten sich vor uns. Sie sind dumm und unwissend und zu beschränkt um ein Verständnis für unser Wirken zu entwickeln. Und im Grunde ist es mir egal. So lange man uns in Ruhe forschen lässt, soll mich das alles nicht kümmern. Die Aufgabe des Rates ist nicht sich beliebt zu machen, denn wenn wir Schwäche zeigen wird irgendwer dennoch versuchen uns zu brechen eines Tages, sondern ihre Aufgabe ist es die Entschlossenheit zu demonstrieren die wir zeigen müssen um unseren Status zu sichern. Und mir ist bewusst dass man dafür Zugeständnisse machen muss, so wie in diesem Fall sich an der Forschung zu beteiligen. Deswegen werde ich mich auch daran beteiligen als wäre es meine eigene Arbeit. Je eher wir eine Lösung finden für dieses Dilemma, umso eher werden wir wieder Ruhe haben.
So oder so ist die momentane Magnifizenz eine verrückte und brillante Frau. Nicht unbedingt ein Sympathieträger, aber sie hält uns den Ärger vom Hals, und ich bin froh dass sie das tut, denn möge Ogma uns gnädig sein, wenn jemand weicheres an die Spitze kommt, der versucht es allen recht zu machen.
Für die Beobachtungsgabe und Informiertheit der guten Meisterin spricht es ja nicht mir diesen Brief zukommen gelassen zu haben. Natürlich informiere ich sie. Oder genauer meinen Meister. Wobei es nicht nur eine Frage der Loyalität ist, sondern einfach dessen schlimmeres zu verhüten. Dennoch, im Zuge des Gespräches, stellte ich mir auf einmal diese Frage. Würde ich solch eine Entscheidung auch aus Loyalität heraus treffen? Sicher, ich habe mich verpflichtet ihm unter die Arme zu greifen und er mich zu lehren, aber dennoch war Loyalität ein Thema das mich nie beschäftigt hat. Loyalität ist etwas was Menschen die so wie ich dem Phragmatismus frönen, keine hohe Relevanz hat. Aber Loyalität kann auch nützlich sein. Denn wenn man weiß wem gegenüber man nicht zweifeln muss, nimmt dies viele Unannehmlichkeiten von einem. Aber vermutlich sollte ich solche Gedanken, gerade in dieser Verbindung schnell wieder aus meinem Kopf verbannen. Ihm war es jedenfalls erstaunlich bis jedenfalls nicht selbstverständlich als ich ihm den Brief übergeben habe. Ich hoffe er kann sie bewegen es nicht hinzuwerfen. Einer Abwahl sehe ich nach dem später folgenden Gespräch eher gelassen entgegen.
Und so wusste der Akademierat von der Geschichte schon bevor sie es überhaupt an den Großteil der interessierten Hermetiker tragen konnte.

Ich frage mich aber dennoch wieso sich seit neuestem so viele so komplexe nicht fachgebundene Gedanken in meinen Kopf schleichen. All das sollte mich nicht kümmern. Es sollte mich auch nicht kümmern wenn der Meister so besorgt drein schaut und so müde und erschöpft. Ich merke wie die vielen Pflichten ihn auffressen. Ich habe es gesehen an diesem ersten Tag als ich ihm anbot diese Ausarbeitung und Einladung für ihn zu schreiben. Die Ausarbeitung für eines von vielen Themen die erledigt werden müssen und stets wegen all dieser Unwägbarkeiten liegen bleiben die täglich geschehen. Und schon an diesem Tag habe ich dieses seltsame Gefühl wahrgenommen, das ich nun einzuordnen vermag. Mitgefühl. Sehr langsam kann ich diese Dinge die mir so fremd sind einordnen. Schlicht: ich mag ihn. Ich schätze sein Wissen, aber ich mag ihn auch als Mensch. So wie ich auch Lyn mag. Es ist seltsam, aber wohl nicht besorgniserregend. Anderen geht es schließlich auch so. Ich sollte nicht viel Zeit darauf verschwenden darüber zu grübeln und es einfach hinnehmen.
Aber seine Worte, dass sich bald Dinge ändern werden und mir dies nur um Vorteil gereichen wird, weil er dann mehr Zeit für seine Schüler hat, stimmen mich dennoch etwas besorgt. Aber er wird wohl die richtige Entscheidung treffen, worum auch immer es gehen mag.
Er war jedenfalls zufrieden damit, dass ich die Prüfung bestanden habe. Wie genau das war garnicht so erheblich.

Aber ich freue mich schon auf zukünftige Forschung. Und ich empfinde es in der Tat als angenehm Menschen um mich zu haben vor denen ich meine Art und mein Denken nicht rechtfertigen muss, sondern die mir sagen ich soll mich nicht um etwas bemühen, was nicht meiner Art entspricht.

In dem Haifischbecken als das sich die Akademie heute dargestellt hat, einige hatten nämlich tatsächlich wohl ein diebisches Vergnügen gezeigt die Meisterin aufzustacheln und über Revolution zu reden, kann es nur gut sein, Leute an seiner Seite zu wissen, die sich von solchen Dingen fern halten und mit denen man sich den wichtigen Dingen widmen kann. Ich sollte dafür sorgen, dass Lyn sich schnellstmöglich weiterbilden kann. Vielleicht bekomme ich ja vorab die Erlaubnis ihr einige Grundlagen zu erläutern.

Hier folgt ein großer Tintenfleck, der sich auch über das Bettlaken zieht. Die Feder hatte eine Weile geruht und ihr waren schon langsam die Augen zugefallen. Als sie dann die Federspitze etwas zu energisch in das Tintenfass tunkt, um doch noch weiterzuschreiben, bekommt dieses einen Überhang und ergießt sich über den Schlafplatz. Das Buch wird als erstes gerettet, dann die Reste im Fässchen, dann wird die Schlafunterlage einfach mit dem Kleiderärmel trockengetupft und sie legt sich schlafen. Schnell wird der Atem friedlich.
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#8
Heute zeigte sich wohl ein Bild im Vorbereich der Bibliothek, das den einen so seltsam wirken dürfte wie den andren unverdächtig. Wie so oft sah man die weißhaarige Adeptin in dem Sessel herumlungern, ein Bein über die Seitenlehne gehängt und die Kladde mit unsortiert scheinendem Papierkram am Schoß. Doch diesmal hatte sich eine weitere Frau dazugesellt. Diese hingegen war mit rabenschwarzem Haar gesegnet und die Kleidung , so wie Ausdruck und Gestik, wohl deutlich expressionistischer als die ihres schneeweißen Widerparts. Auf den ersten Blick ein sehr deutlicher Gegensatz zwischen dunkel und hell, ausdrucksvoll und sparsam, einer selbstbewussten Ausstrahlung und unauffällig still, genauer betrachtet schienen die Gespräche aber dennoch recht angeregt, allein schon dadurch zu erkennen, dass beide ohne sich irgendwann mehr oder minder höflich zu verabschieden, die Flucht ergriffen für mehrere Stunden. Und diejenigen die in den zwei Frauen die Adeptin Ansua, so wie die aktuelle Magnifizenz, Lina Dryander, erkennen würden, wären sich wohl sehr bewusst, dass weder die Eine noch die Andre, der Angewohnheit erliegen würden, ihre Zeit mit Gesprächen zu vertrödeln, die sie in höchstem Maß langweilten, und sicher auch keinerlei Skrupel gehabt hätten sich zügig zu verabschieden. Möglicherweise war es aber tatsächlich doch nur ein Anfall von Langeweile und Zerstreuung. Wer kann das bei solch exzentrischen Frauen schon jemals sagen.
Erst spät des Nachts verabschiedet sich die Magnifizenz und verschwindet in Richung des Turmes. Die Adeptin bricht etwas später auf, noch einige Unterlagen sortiert habend. Offenbar schläft sie aber wieder einmal nicht und erhebt sich des Nachts noch mehrfach, einmal um in der Küche aufzuräumen und den Herd nachzufeuern, einmal dreht sie, dick eingemummelt, eine Runde durch die Stadt, kurz wechselt sie Worte mit Irene, die deren Schlaflosigkeit wohl nicht mehr wundert und setzt sich schließlich in eines der leeren Vorlesungszimmer und beginnt zu schreiben.

Zitat:Quelltag 29. Nebelung im Jahre 1400, großer Vorlesungssaal, Hermetische Akademie, Löwenstein

Was für unruhige Zeiten. Da genieße ich doch tatsächlich einmal so nüchterne und doch anregende Gespräche. Heute Abend hatte ich einen sehr interessanten Austausch mit der Magnifizenz. Es ging weniger um fachliche Themen, als um den Antrieb unseres Tuns an sich. Wie jemand von dieser Frau nicht beeindruckt und gefesselt sein kann, ist mir unbegreiflich. Sie hat das, was vielen andren fehlt, ein klares und kompromissloses Weltbild. Im Vergleich zu so vielen andren ist sie gefestigt in ihren Ansichten und lässt sich nicht verunsichern. Zur Zeit frage ich mich manchmal wieso mir dies in mehr als einer Situation abhanden kommt. Auf der andren Seite können einem andre Ansichten und Veränderungen auch helfen neue Aspekte mit einzubeziehen. So etwa hatte ich bisher stets den Wunsch mir möglichst viel und umfassendes Wissen anzueigenen, so hat mir das Gespräch heute vor Augen geführt dass man durchaus auch auf einem Gebiet endlos forschen kann, denn, ja es stimmt, Dinge sind nicht perfekt, aber man sollte stets danach streben, und so kann man unendlich lange an einem Bereich lernen und immer neues finden, denn das Wissen an sich ist unbegrenzt. Dennoch denke ich dass ein breites Grundwissen sinnvoll ist.

2 Ansätze haben mich heute sehr bewegt.

„Wenn du mit des Rätsels Lösung nicht unzufrieden bist, hast du nicht groß genug geträumt.“ So eine Aussage klingt nach einer starken Motivation.

Der Gedanke stetige Unzufriedenheit mit seinen eigenen Ergebnissen und Leistungen, ist eine sehr spannende Triebfeder. Sicher gibt es wenig so motivierendes. Allerdings ergibt sich dann tatsächlich eine gewisse Notwendigkeit zu einer ausgleichenden Betätigung die einem die Möglichkeit gibt Druck abzulassen und freudige Erlebnisse zu verspüren. Ich stelle fest dass in mir tatsächlich langsam der Wunsch nach entspanntem Sammeln von Wissen, einem brennenden Ehrgeiz und treibenderem Wunsch nach Mehr, weicht. In diesem Fall wird wohl tatsächlich eine Notwendigkeit bestehen sich einen Ausgleich zu suchen, der mehr bietet als das entspannte Wohlbehagen eines guten Buches.

Nur woher finde ich einen solchen? Bisher hat sich alles was andre als angenehmen Ausgleich empfinden, als für mich nicht geeignet erwiesen.

Nun, ich werde heute wohl keine Antwort mehr finden auf diese Frage.

Daraufhin begab sie sich wieder in den Schlafsaal zurück und fand wohl tatsächlich nun doch ihren Schlaf.
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#9
Mal wieder scheint die Adeptin nicht schlafen zu können. immer wieder steht sie auf und holt sich zu trinken und zu essen, löscht das Licht, Entzündet die Kerze wieder, Steht auf und wandert in die Bibliothek, irgendwann verschlägt es sie, barfuß und nur mit einer weißen Kapuzenrobe gekleidet Richtung Kellertreppe. Irene schreckt von ihrer Schreibarbeit hoch, als das weiße Etwas, so leise herunterschleicht und einige weiße Haarsträhnen wie feine Nebelschwaden darunter hervorwehen. Nach einem Kurzen Quietschen erkennt sie allerdings dass es sich um die Adeptin Ansua handelt und nicht etwa einen Geist. Diese wiederrum scheint die Reaktion gänzlich zu entgehen und sie tapst zwei weitere Treppen hinunter, bis in die Räume des nekromantischen Zweiges. Dort deponiert sie sich mittig im Raum und liegt da eine Weile reglos. Worte werden ausgesprochen und nur einem sehr eingehenden Beobachter würde auffallen dass sie noch regloser ist danach. Was für seltsame Übungen oder Forschungen sie da noch durchführt im laufe der Stunden, oder ob sie sich tatsächlich nur für einen auffallend unüblichen Ort zum Schlafen sucht, dürfte sich sogar bei den Nekromanten nur einigen erschließen. Nach etlichen Notizen setzt sich sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt im Schneidersitz ins Eck und beginnt zu schreiben.

Zitat:Mondtag, 5. Wonnemond im Jahre 1401, Räumlichkeiten der Nekromanten, Akademie der Hermetik, Löwenstein

Wie lange ich nichts persönliches mehr notiert habe. Dabei ist so viel geschehen und doch nichts. In der Akademie regiert gleichermaßen der alltägliche Wahnsinn und die Trägheit. Immer wieder werden Meistererhebungen durchgeführt und Unterrichte. Meist werden diese wegen Mangels an Teilnehmern abgeblasen. Bei meiner letzten Lehreinheit war ich auch die einzige Adeptin. Und dieser Einzelunterricht hat mir erschreckend vor Augen geführt wie eingerostet manche Grundlagen sind und wie schrecklich unwissend ich war. Die Grundlagenunterichte bei Magisterin Drakenquell haben viel zu knapp behandelt, oder zu kompliziert erläutert, teils gar falsch zusammengefasst. Aber ich habe mir zum Glück viel selbst angeeignet und von anderen in unterrichtsfernen Lehreinheiten angeeignet. Den Rest werde ich mir nun nochmals zu Gemüte führen.
Sehr erfreut bin ich über die Aktivitäten und den Zusammenhalt in meinem Zweig. Ich will hart arbeiten und mit anpacken damit ich mir, anders als gewisse andre Kollegen, meinen Meistertitel irgendwann wirklich verdiene wenn es so weit ist. Die abschließenden Einheiten unserer Forschungsabende war jedenfalls durchweg erfolgreich. Und ich bin im höchsten Maß zufrieden damit dass es mir gestattet war es endlich zu beweisen und vor allem selbst durchzuführen. Das Herzrasen kam erst danach als mir klar wurde was ich gerade getan habe.
Ich habe überlegt wieso ich vorher keine Angst hatte. Ich habe zum einen auf unsere Vorarbeit und korrekten Überlegung so wie meine Fähigkeit den Zauber korrekt durchzuführen, vertraut und es war das seltsam blinde Vertrauen in den Mann den ich immer noch als meinen Mentor betrachte, selbst wenn wir uns nicht so oft sehen und noch seltener gemeinsam forschen oder er mich lehrt. ich war mir sicher das er nicht zugelassen hätte dass ich etwas dämliches unkalkulierbar gefährliches tun würde.
Nicht wegen mir im speziellen, mehr wegen seiner verantwortungsvollen Einstellung.
Auch wenn ich gestehen muss, und da sind wir bei der zweiten großen Veränderung der letzten Monde: ich habe tatsächlich sowas wie soziale Kompetenzen erworben, (Vielleicht dadurch bedingt dass ich ein sehr klar strukturiertes und begrenztes Umfeld habe. Ich verlasse die Akademie im Grunde nicht. Die weitesten Wege führen bis zur Bank. Und über all dem scheint sich eine gewisse Selbstverständlichkeit im Umgang mit diesem Umfeld eingestellt zu haben. Was zudem dazu führt dass ich mir auch im Bezug auf die abstrakten Vorgänge in mir, klarer werde) dass ich mir manchmal gerne vorstelle dass er wenn es um mich geht, noch etwas besorgter und umsichtiger handelt, als er es bei andren täte. Was Lyn mir im Hinblick darauf an den Kopf geworfen hat, dessen verweigere ich mich zwar immer noch, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich im Bezug auf ihn, nicht rational und nachvollziehbar, denke und handle.
Vielleicht deswegen habe ich mich auch nicht mehr darum bemüht unsere angedachten Exkurse und Tests zu dem Thema "Übliche Zeitvertreibe, gewöhnlicher Menschen und Alkoholforschung im öffentlichen Rahmen" durchzuführen. Oder wie hat er es so erschreckend formuliert: "Wollt ihr mich gerade auf sehr umständliche Weise fragen ob ich mit euch ausgehe, Fräulein Ansua?"
Ich habe es bestritten, aber nach einer eingehenden Beratung mit meinr Schneiderin, scheint man mein Anliegen üblicherweise wohl so zu bezeichnen.

Wie dem auch sei, ich fühle mich sehr gut. In der Akademie fühle ich mich behütet, ich habe einige Menschen um mich die ich sehr schätze und ich habe einen Punkt erreicht wo ich mich in aller Ruhe um meine Forschung und das Studium kümmern kann, ohne mich mit dem zur Zeit glücklicherweise nicht so sehr brodelnden Politikum des Rates, belasten zu müssen.
Mein einziges Bedauern bezieht sich darauf dass unsere frühere Magnifizenz uns direkt nach der Neuwahl , zu der sie nicht mehr zur Verfügung stand, wohl verlassen hat. Ich habe den Austausch mit ihr geschätzt, auch wenn sie unserem Zweig nicht die Anerkennung zollt den er sich durchaus verdient.

Das Schreibpapier wird weggelegt und sie sitzt noch lange so da und pflegt einige wissenschaftliche Notizen zu dem, was heute Nacht offenbar doch Forschungen waren, in ihre Kladde ein. Irgendwann treibt es sie zurück nach oben, etwa im Morgengrauen. Nach einem ausgiebigen Frühstück schläft sie in einem der Sessel im Flur ein, bis sie sich dann doch irgendwann im Lauf des Tages für eine Weile ins Bett begiebt.
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#10
Heute sitzt sie marnierlich am Tisch im Gemeinschaftsraum. Verteilt am Tisch einige obskure anatomische Zeichnungen einer Ziege aufgerichtet auf 2 Beine, Notizen mit Stichworten aus denen wohl sonst keiner Sinn erkennen würde, dienen sie offenbar nur als Gedankenstütze, eine Abschrift einer Akte, so wie ein langer Text, in der üblich krakeligen Schrift "Notizen, Erstüberlegungen Seminararbeit Elevin Fionola, Adeptin Ansua (Adeptin Lichterloh?)"

Aber aktuell scheint sie sich ihrem Tagebuch zu widmen.

Zitat:Freiungstag, 16. Wonnemond im Jahre 1401, Gemeinschaftsraum im Wohnbereich der Schülerschaft, Akademie der Hermetik, Löwenstein

Heute war wieder ein sehr erfreulicher Tag. Unsere zweite Forschungsgruppe hat einen guten Verlauf genommen. Die Notizen von Magisterin Glutpein waren erfreulich gut strukturiert und aufschlussreich. Anders als bei der ersten Forschungsrunde, ist ein Misserfolg diesmal auch weniger potentiell tötlich, sondern schlicht, höchstens schmerzhaft. Es freut mich dass unser Zweig zusammenrückt und gemeinsam die Dinge vorantreibt. Leider ist es immer das selbe. Es sind stets die Gleichen, die Denken und etwas zusteuern und die Gleichen die mit Unwissen glänzen oder schlicht, sich nicht beteiligen.

Ich bin gespannt wie sich Elevin Fionola entwickelt. Sie ist interessiert und engagiert, aber bedauerlicherweise eben noch merklich auf dem Wissensstand eines Eleven. Ich hoffe ich kann ihr kritisches Denken weiter anregen im Austausch. Ich hätte natürlich die Seminararbeit alleine verfassen können. Aber wie hätte es mich vorangebracht, mein bisheriges Wissen nochmal darzulegen, statt mich auszutauschen und Einwände zu hören?

So war auch der Austausch über die Selvetik heute sehr interessant. Viele verschiedene Ideen. Manche absurder als andre. Und es zeigt mir, dass wir alle die Mysterien der Selvetik noch lange nicht durchschaut haben.

Da muss ich an das Gespräch mit der früheren Magnifizenz zurückdenken. Wir müssen so denken, dass wir uns immer wieder in Frage stellen, andre hinterfragen und die Ziele jedes Mal aufs neue, knapp außerhalb unserer Reichweite stecken, wenn wir im Begriff sind sie zu erreichen. Stetige Unzufriedenheit mit dem Erreichten, als Antrieb zu Neuem.

So viele kluge und kritische Geister in allen Rängen, aber bedauerlicherweise auch so viel gefährliches Halb- und Unwissen vor allem auch in den Meisterrängen.

Zwei kleine Wehmutstropfen schleichen sich aber dennoch in meine Freude über den regen Austausch und die fortschreitende Forschung. Zum einen dass mein Meister bisher, wie leider so oft, keine Reaktion auf meine Anliegen gezeigt hat. So sehr es mich erfreut ihn bei Veranstaltungen anzutreffen und von seinem Wissen dort zu profitieren, so sehr bedauert dieser Umstand mich, weiß ich das Ausbleiben einer Antwort docvh nicht einzuordnen.
Nun habe ich in letzter Zeit oft gehört, dass mein Denken und meine Antworten, die Handschrift meines Lehrers tragen. Einerseits erfreut es mich, ist er doch in seinem Gebiet eine echte Koryphäe, andererseits klingt es doch sehr danach dass ich keine eigene Handschrift mitbringe. Vielleicht zu wenig in Frage stelle?

So oder so, unabhängig davon, ich vermisse ihn. Den Austausch mit ihm, nicht nur fachlicher Natur, schlicht, seine Anwesenheit. Der Wunsch gewissermaßen Zeit außerhalb der akademischen Arbeit mit ihm zu verbringen, fühlt sich etwas paradox an, hege ich doch im Grunde nie de Wunsch, die Hallen der Akademie überhaupt zu verlassen. Sie ist mein Hort, mein Schutz, mein Zuhause.

Und dies führt mich zum zweiten Wehmutstropfen. Ich hatte heute ein Aufnahmegespräch mit einer Anwärterin. Und ich habe mich sehr darauf gefreut. Freut es mich doch jedes Mal, neue und interessierte Gesichter willkommen zu heißen, in diesen Hallen die ich so liebe und hoffe dass es für sie auch Zuhause sein kann. Diese jedoch, zeigte keinerlei Interesse daran. Sie scheint mit gesundem Ehrgeiz gesegnet, aber ich fürchte sie hat gänzlich verkannt dass reines Wissen nicht alles ist. Es geht auch um Verantwortung. Es ist nicht unsere Pflicht, angehende Hermetiker einzufangen und zu registrieren, sondern ihr Privileg Mitglied an der Akademie zu werden. Es schützt sie vor Ärger mit der Umwelt und sichert ihnen eine Ausbildung. Aber es verpflichtet sie auch sich zu integrieren und mit ihrem Verhalten Ärger von der Akademie fern zu halten. Am Ende geht es um Verlässlichkeit. Ich weiß dass etliche nicht diese innige Bindung zu unserem Institut haben wie ich, ich weiß auch dass es bei uns schwarze Schafe gibt, die kein gutes Licht auf uns werfen, ich weiß auch dass es Meister gibt die nur den Hexereitest durchführen und nach Prüfung der Grundlagen kein echtes Gespräch mehr führen um die Eignung zu garantieren. Solche Leute hat es hier vom Eleven bis zum Meister. Aber nur deswegen muss ich an mich und mein Handeln ja nicht die selben viel zu niedrigen Maßstäbe ansetzen.
Ich hoffe dennoch, trotz aller Respektlosigkeit die sie mir als potentieller zukünftiger Kollegin entgegengebracht hat, innständig dass sie sich noch besinnt und nochmals mit einer etwas anderen Haltung vorstellig wird.

Etwas Besorgnis erregt in mir, wie seltsam sich in mir langsam Gefühle regen. Verantwortlichkeit, der Wunsch sich um unsere Einrichtung zu kümmern, dass alles seinen Gang geht. Es fühlt sich gut an, seinen Platz gefunden zu haben, Kollegen zu haben mit denen man gut zusammenarbeiten kann. Ich habe das Gefühl angekommen zu sein, da wo ich hinwollte.
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