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Ungerechtigkeit als Herausforderung - Druckversion

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RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Azhrarn - 17.03.2013

(17.03.2013, 01:53)Eisenheim schrieb: Ein Spieler sollte nicht dazu gezwungen werden seinen Charakter anders zu spielen, weil er OG Rücksicht auf die emotionale Befindlichkeit des anderen Spielers nehmen muss. Seine Aufgabe ist es einen Charakter darzustellen, mit allen daraus resultierenden etwaigen Konsequenzen.

Das sehe ich anders. Onlinerollenspiel ist in erster Linie ein sozialer und vor allem kommunikativer Prozess, d. h. der überwiegende Teil der Spieler befindet sich auf einem RP-Shard, weil diese auf die verschiedenste Weise mit anderen interagieren wollen. Ob nun durch Handels-, Tavernen-, Konfliktrollenspiel oder eine der vielen anderen Facetten.

Insofern sollte man sich bereits bei der Charaktererschaffung die Frage stellen, ob ein bestimmtes Konzept, dass letztlich jeder Spieler mehr oder minder für seine Charaktere "im Kopf hat", überhaupt dafür tauglich ist, um mit anderen Spielercharakteren Rollenspiel zu betreiben.

Natürlich ist niemand daran gehindert, extremste Charaktere zu konzipieren und diese IG auch darzustellen - z. B. "irrer Massenmörder" oder "misanthropischer Einsiedler, der nur im verlassensten Winkel der Spielwelt anzutreffen ist". Solche Charaktere sind jedoch oft sehr eindimensional und tragen meistens nicht viel zum gemeinsamen Spielerlebnis bei, weshalb sie oft auch nur eine kurze Halbwertszeit haben, sprich auch für den Spieler schnell langweilig werden.

Oder um es platt zu sagen: Konsequenz allein genügt nicht und ist weder die höchste Form von Rollenspielausprägung noch der einzige Aspekt bei einem gedeihlichen Miteinander der Spieler. Das soll übrigens nicht heißen, dass ich "Wisch-waschi" - Charaktere propagiere, aber es gibt immer Situationen, in denen man als Spieler überlegen sollte, ob immer und ständig jegliches Charakterhandeln vollständig ausgereizt werden muss. Die wenigsten Menschen sind im RL nicht besonders gradlinig sondern sind von vielen Widersprüchen geprägt. Warum sollte das bei Spielercharakteren nicht auch der Fall sein, ohne dabei aus der Rolle zu fallen?

Beispiele, weil diese Situationen in diesem Thema öfters angesprochen wurden:

Es sollte doch kein Problem für einen Räuber sein, einen Charakter zu übersehen, der zum fünften Mal in zwei Tagen denselben Weg längs kommt und der von ihm schon viermal überfallen wurde, ohne dabei seine Rolle zu verlassen. Vielleicht musste er mal kurz "hinter einen Busch" oder ist beim Warten auf Beute eingenickt.

Genauso muss der Stadtwachenspieler den mehr oder minder erfolglosen Dieb nicht ständig festnehmen, sondern kann manchmal auch einfach gerade woanders hingeschaut haben.

Solche subtilen Herangehensweisen gehen natürlich nur, solange sie logisch in eine Situation passen. Rüttelt das "Überfallopfer" den schlafenen Räuber wach oder schlägt der Dieb direkt vor den Füssen der stadtwache jemanden nieder, müssen diese auf die einen oder andere Weise reagieren, aber das dürfte dann von den Beteiligten auch so gewollt sein.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Arne - 17.03.2013

Solide formuliert.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Erasmus - 17.03.2013

Das wäre genauso wenn ich IG eine Gilde ins Leben rufe deren Ziel es ist mittels geheimdienstlicher Methoden jemand zu stürzen.mit die effizienteste Methode, ich mache Attentate und irgendwann gelingt mir halt der 5 tod des Chars binnen einer Woche .Punkt erledigt!Wer traut sich noch an die Stelle.
In dem Moment wird der Spielspass einiger sehr sehr massiv eingeschränkt bzw. vernichtet.
Dabei kann ich mich auch darauf berufen genau so geht es aber ab und ich handle laut Spiellogik!
Wie schon mal erwähnt...
Wo bleibt das der Spass aller?
Übrigens der Artikel von @Azhrarn bringt es wirklich perfekt auf den Punkt!


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Eisenheim - 17.03.2013

(17.03.2013, 10:50)Azhrarn schrieb: Insofern sollte man sich bereits bei der Charaktererschaffung die Frage stellen, ob ein bestimmtes Konzept, dass letztlich jeder Spieler mehr oder minder für seine Charaktere "im Kopf hat", überhaupt dafür tauglich ist, um mit anderen Spielercharakteren Rollenspiel zu betreiben.

Du formulierst es so als könnte man einfach eine Grenze ziehen, zwischen dem wovon ein Spieler sich angegriffen fühlen könnte und nicht. Nur wie ich bereits sagte glaube ich nicht das man hierfür allgemeingültig eine Antwort finden kann. Wenn wir vom Idealfall des Massenmörders ausgehen ist natürlich klar das dieser nicht spielbar ist und höchstwahrscheinlich nur destruktiv zum Rollenspiel beiträgt. Wie aber bereits im Eingangspost erwähnt wurde sind auch weniger extrem ausgeprägte Gesichtspunkte relevant, ein intriganter Adliger beispielsweise ist vom Konzept her sicher interessant, ich garantiere aber das jede IG Intrige auch einen Leidtragenden hat. Manche Spieler reagieren, je nach Umfang, des Nachteils der für sie entsteht naturgemäß stärker auf solche IG Geschehnisse als andere. Vielleicht ist für einen Spieler schon sein komplettes IG Dasein zerstört in seinen Augen, weil er aus einem Amt gedrängt wurde und darum sein ganzes Konzept aufgebaut hat?

Wo soll ich als Spieler jetzt also auf wen ich Rücksicht nehmen soll und auf wen nicht? Wenn ich einen Plot gegen einen Stadtrat intrigiere, soll ich dann Stadtrat B, Stadtrat A vorziehen, weil ich weiß das der Spieler von A nicht mit Konflikten umgehen kann oder vorgestern überfallen wurde? Wäre es nicht sogar unfair gegenüber Spieler B?

Wenn ich also hier wieder unterscheide zwischen Leuten die hinter dem Rechner sitzen und unterschiedlich mit Problemen umgehen, habe ich im Endeffekt doch folgendes: Die einen, die, wie hier so schön formuliert, konsequenter spielen und diejenigen auf die man mehr Rücksicht nimmt mit dem Resultat, dass diejenigen die wirklich IG auch mal einen Rückschlag hinnehmen, sich letztendlich hintergangen fühlen, weil mit zweierlei Maß gemessen wird und manche Spieler "Konsequenzen" in Form von Nachteilen erfahren, die anderen aufgrund ihres seichten Gemüts erspart bleiben. Ich prophezeihe das wird nach kürzester Zeit dazu führen, dass sich irgendwer ungerecht behandel fühlt und ich für meinen Teil werde jeden IG gleich scheiße oder gleich nett behandeln. Sollte der PO dahinter damit nicht klarkommen, dann tut es mir Leid zu sagen, dass ihm offensichtlich die emotionale Reife für ein Spiel fehlt.

Natürlich spreche ich hier von regelkonformen RP, nicht Griefplay oder irgendwelchen ominösen KOS Spielerkonzepten.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Azhrarn - 17.03.2013

(17.03.2013, 16:25)Eisenheim schrieb: Wenn ich also hier wieder unterscheide zwischen Leuten die hinter dem Rechner sitzen und unterschiedlich mit Problemen umgehen, habe ich im Endeffekt doch folgendes: Die einen, die, wie hier so schön formuliert, konsequenter spielen und diejenigen auf die man mehr Rücksicht nimmt mit dem Resultat, dass diejenigen die wirklich IG auch mal einen Rückschlag hinnehmen, sich letztendlich hintergangen fühlen, weil mit zweierlei Maß gemessen wird und manche Spieler "Konsequenzen" in Form von Nachteilen erfahren, die anderen aufgrund ihres seichten Gemüts erspart bleiben. Ich prophezeihe das wird nach kürzester Zeit dazu führen, dass sich irgendwer ungerecht behandel fühlt und ich für meinen Teil werde jeden IG gleich scheiße oder gleich nett behandeln. Sollte der PO dahinter damit nicht klarkommen, dann tut es mir Leid zu sagen, dass ihm offensichtlich die emotionale Reife für ein Spiel fehlt.

Nun ja, ich halte mich persönlich seit Jahren bewusst aus den meisten Shard-OG-Medien, aber viele Spieler nutzen diese gern und so lernt man durchaus das eine oder andere über die verschiedenen Spieler hinter den Charakteren und weiß dann durchaus auch, wie Befindlichkeiten verteilt sind. Ist es so schwer, solche auch zu berücksichtigen, wenn es passend ist? Nur weil man alle gleich behandelt heißt das nicht, dass man damit alle gerecht behandelt, denn unterschiedliche Lebenssachverhalte und damit auch unterschiedliche Befindlichkeiten sind nunmal nicht unbedingt dafür geeignet, diese gleich zu behandeln. In über 13 Jahren als UO-Spieler und Staffler habe ich gelernt, das ein Shard ein komplexes soziales Gebilde ist, welches immer aus mehreren Ebenen besteht. Der eigentliche IG-Spielbetrieb ist davon nur ein Teil. Das wird bei Arx Obscura nicht anders sein, denn die Spieler hier sind keine anderen als auf den ganzen anderen Freeshards.

Wenn ich mir z. B. bei den Fußballspielen meines 6-jährigen Sohns viele Eltern vor Augen führe bzw. deren Benehmen, bezweifel ich, dass es viele Menschen gibt, welche die von dir beschriebene emotionale Reife besitzen, um so ein komplexes Spiel wie UO zu spielen. Oder anders gesagt, würde nur jene UO spielen, die über eine besondere Ausprägung dieser Fähigkeit verfügen, dürfte es hier vermutlich recht einsam werden. Zudem spielen die Leute aus den unterschiedlichsten Gründen UO, die vom angenehmen Zeitvertreib nebenher bis zu massiver Realitätsflucht reichen. Da finde ich es schwierig all jene, die nicht in einer bestimmten Weise auf deine Handlungen reagieren, als emotional unreif zu bezeichnen.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Ritualist - 17.03.2013

Die meisten Probleme können doch schon im Keim erstickt werden, auf Arx gibts die Party Funktion. Wenn man nun der Meinung ist "Hm der Bauer Hans scheint nicht so lust auf meinen kleinen Überfall zu haben" oder dergleichen dann nimmt man ihn kurz in die Party und fragt wie es aussieht. Man kann ja nicht wissen das der Spieler schon 5 mal auf'n Deckel bekam und beim 6sten mal einfach keine Lust hat. Zumindest sowas kann man schnell beseitigen wenn man das Opfer oder den Täter kurz in die Party nimmt.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Niobe - 17.03.2013

Solange das dann nicht in Drehbuch-Konflikt-RP ausartet...

Schwierige Sache, aber insgesamt tendiere ich eher zu konsequenterem RP, so wie Eisenheim es beschrieben hat. Ich sehe auch Azhrarns Punkte, aber zu viel Rücksichtnahme artet in genau das aus, was ich in der ersten Zeile schrieb, nur damit man niemandem auf die Zehen tritt. Und das sind die RP-Situationen, in die ich zumindest auf Arx nicht mehr geraten möchte, weder als Eingeweihte, noch als Nicht-Eingeweihte.

Es sollte einfach jedem Spieler auf Arx klar sein, dass man in Konfliktsituationen geraten und es für den Char wirklich gefährlich werden kann. Wenn man sich überfordert fühlt, weil man zum x-ten Mal überfallen wurde (als Beispiel), gibt es immer noch die Möglichkeit sich mit den Mitspielern (hinterher) darüber abzustimmen, oder einen stärkeren Char anzulegen, der nicht nur einstecken muss.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Ravenbird - 17.03.2013

Naja wenn die 'Räuberei' überhand nimmt, dann ist das für das Spiel auch schädlich. Vor allen dann wenn die Obrigkeit (egal ob jetzt von Spielern gespielt oder nicht) nicht entsprechend reagiert.

Außerdem fragt es sich ja auch immer wem man überfällt bzw. was sich lohnt. Ein einfacher Jäger wird z. B. die Mühe kaum lohnen ihn zu überfallen. Da dürfte einfach zu wenig bei abfallen. Aber schauen wir mal wie es sich entwickelt. :-)


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - Azhrarn - 17.03.2013

Ich persönlich würde IG nicht auf den Chat reagieren und habe, wenn ich spiele, auch keine sonstigen OG-Medien an, aber die Chatfunktion mag für den einen oder anderen nützlich sein. Mit meinen Charakteren nehme ich jegliche IG-Situation wie sie kommt, ohne irgendetwas abzusprechen. Mir ist aber aus Erfahrungen, die ich in den verschiedenen Funktionen auf diversen Shards gemacht habe, wichtig, dass man bei aller Konsequenz und rollengerechter Charakterdarstellung nicht aus dem Auge verliert, dass hinter all diesen Pixelhaufen letztlich Menschen stehen und diese halt mit Schwierigkeiten unterschiedlich umgehen und es nicht jedem gegeben ist, immer eine kritische Distanz zu seinen Charakteren zu haben. Und wenn wir ehrlich sind, geht uns das allen immer mal so - dem einen mehr und dem anderen weniger.


RE: Ungerechtigkeit als Herausforderung - t3z - 17.03.2013

Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich ist noch, mit welcher Art von Rollenspiel mir als vermeindlichem Opfer der konkrete Konflikt eröffnet und dann ausgespielt wird.

Wenn mitten in der Pampa hochgerüstet Pixelfiguren zielgerichtet auf meine Figur zusteuern, weil sie diese über die Statusmap (ich habe nichts gegen Statusmaps) ausfindig gemacht haben, müssen diese sich nicht wundern, wenn ich da nicht großartig darauf einsteige. Beim Räuber am Straßenrand, der nicht nur hidden dasteht, sondern sein versteckt sein ausemotet, sobald "Mann / Frau" am Bildschirmrand erscheint, ist die chance schon größer, dass ich meine Figur anhalte, um darauf einzulassen. Diese Faustregel lässt sich gut auf sämtliche andere Konfliktrollenspielsituation übertragen. Selbst der Adlige, der meinen Char anzublaffen meint, kann vorher nen emote loslassen.

Begegnet man mir mit Schmalspurrp, werd ich maximal mit ebensolchem antworten, habe aber auch kein Problem die Ignoranzhand zu heben. Es ist meine Zeit, die ich investiere, und diese muss ich nicht "Gold oder pvp"-(pseudo)Rollenspiel verschwenden.
(Nur meinem Magier sollte man nicht anfeinden, da gibts dann nen kvf und ruh is)