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Journal: Jurenstunde - Orestes Caetano - 03.11.2013 Geehrte Frau Mutter! Sicherlich fragst du dich, wie das Leben in der großen Metropole Amhrans so sein mag. Da es schwer ist, solcherlei mannigfaltige Eindrücke in Worte zu fassen, ohne unflätig oder gar häretisch zu werden, habe ich beschlossen, dir hin und wieder Auszüge aus meinem Journal zu überstellen, die dir selbst ein Bildnis Löwensteins schaffen sollen. Angemerkt sei hierzu allerdings, dass die interessantesten Dinge wohl in der Nacht passieren, vor allem um den Tageswechsel. Diese Uhrzeit, die wir nur banal die Nullte Stunde nennen, wird hierzulande "Jurenstunde" genannt, und um gerade diesen seltsamen Ausdruck etwas näher zu erklären, entsende ich dir anbei einen Auszug dessen, was schon viele Menschen in besagter Jurenstunde am Wochenende erlebt haben. Sei versichert, liebste Frau Mutter, es geht mir ausgezeichnet, trotz der wohl verschreckenden Schilderungen, die nun folgen mögen. Einen züchtigen Gruß entsende ich auch an den Herrn Vater, und bitte sieh nach ob Hanna, die Hausdienerin, meinen Philodendron auch brav gießt! Es verbleibt fromm und in bittersüßem Heimweh, Dein geliebter Sohn ~Orestes Caetano~ PS: Hier folgen nun die Berichte. Sei unbesorgt, liebste Mutter. Alles wird gut.
RE: Journal: Jurenstunde - Orestes Caetano - 05.11.2013
RE: Journal: Jurenstunde - Orestes Caetano - 28.12.2013
RE: Journal: Jurenstunde - Orestes Caetano - 17.04.2014 Geehrte Frau Mutter! Man möchte fast meinen, dass Silendir all die gescheiterten Söhne ausspeit, und nach Löwenstein schickt um Rache zu üben für all die Arroganz, die das Königreich gegenüber seinen nördlichsten Vasallen zeigt. Am heutigen Tage begegnete ich dem dritten Vertreter einer Art von Kindern Silendirs, die nicht mal ich selbst leiden mag, und das obwohl ich zu ihnen gehöre: Die arroganten, selbstwichtigen Muttersöhnchen. Sei mir ein Schatz, liebe Mutter, und übersieh deinen verständlichen Groll gegenüber meinem Lotterleben, um mir den Tratsch und die Gerüchte über die Familie Ortega zu schicken, aufdass ich meinem neuesten Objekt des Interesses ein wenig auf den Zahn zu fühlen vermag. Mir dünkt der junge Lothar Ortega stamme aus einem Haus von verheiratetem Klerus, oder gar Buchhaltern oder Tuchhändlern, denn kaum sonst eine Berufung erzeugt soviel missgünstigen Neid wie für andere Leute Werte herumschieben zu müssen! Ebenfalls wird es wohl Zeit, die Anmerkung zu machen, dass ich verlobt bin und im Sommer heiraten werde. Ich hoffe innigst, liebste Mutter, dass du es in dir findest, meiner Hochzeit beizuwohnen, und mein Lotterleben unter deinem Segen zu beenden. Einen züchtigen Gruß entsende ich auch an den Herrn Vater! Es verbleibt fromm und in bittersüßem Heimweh, Dein geliebter Sohn ~Orestes Caetano~ PS: Ich heirate einen Mann. Da du vermutlich nicht zuende gelesen hast bevor du deine Überfahrt geplant und bezahlt hast, hoffe ich dass du mit der Rute sparsam umgehen wirst, wenn du hier ankommst. RE: Journal: Jurenstunde - Orestes Caetano - 17.11.2014 Liebste Mutter, Wie dir sicherlich nicht entgangen ist, habe ich seit der verpassten Hochzeit und nach dem Verlust (oder Verlegen?) meines Verlobten nicht mehr sonderlich viel Zeit gefunden, dir meine eifrigen Briefe zu schicken. Vermutlich weiß inzwischen ganz Guldenach, wie enttäuscht du von deinem einzigen Kinde warst als du hörtest dass die Enkel weiterhin ausbleiben werden, aber sieh es mir nach, denn ich bin jung, dumm und gierig. Ich höre deine Stimme in meinem Kopfe, wenn ich über die Worte 'ich heirate einen Mann' nachdenke, und deine Worte sind in meiner Vorstellung wenig freundlich. Umso mehr hat es dich vermutlich erleichtert, dass die Hochzeit abgesagt wurde. Die Verwandtschaft jedoch habe ich behalten, liebste Mutter, und auch wenn du nicht viel von den 'manchmal langsamen Candariern' hältst, so möchte ich dir doch von dem Vermächtnis meines Verblichenen mitteilen, das mir heute in den Schoß gefallen ist. Es ergab sich nämlich, dass ich einen deiner Wunschträume erfüllen konnte: Ich saß am Tische mit Fürsten und Baronen, speiste mit Silbergedeck von Porzellan, beschienen vom Licht verzierter güldener Kerzenhalter, und umgeben von Personen aus Rang und Abstammung. Die Tante meines verblichenen Verlobten, eine Frau Elfriede Fuchsenfelde, die ich von jeher als "Tante Elfie" bezeichne, und die mich beinahe wie einen richtigen Neffen behandelt, kam in die Situation, gerade zwei Baronssitze in Candaria in ihre verwaltende Hand gelegt zu bekommen, und am heutigen Abend richtete sie zur Feier dieser Ehre ein Fest aus, zu dem ich geladen war. Ich staunte jedoch nicht schlecht, als nicht nur der Edle Renar Weidenach von Südwald dort zur Türe herein spazierte, sondern gar der hochedle Fürst von Candaria, Fürst Seelinghaus von Candaria, und die Baronin von Greifanger, die Edle Louisa Bernger von Greifanger. Nicht nur saßen wir an einem Tisch, nein, die hohen Damen und Herren führten gar Gespräche mit uns! Wohlweislich habe ich deine Kinderstube nicht vergessen, liebste Mutter, und betätigte mich so gut ich konnte an den Gesprächen. Ich hoffe unserem Familiennamen eine gewisse Ehre bereitet zu haben, und konnte sogar für die Akademie der Hermetik, deren Magnifizenz Fräulein Misitia gleich neben mir saß, das eine oder andere gute Wort einlegen. Sei es wie es sei - im Zuge dieses ausgezeichneten Banketts wurde Tante Elfie, wie sie gerne genannt werden möchte, doch tatsächlich vom Fürsten höchstselbst zur Baronin ernannt. Lass dir dies auf der Zunge zergehen, geliebte Mutter, ich bin somit wahlverwandt mit dem Mittleren Adel Candarias! Ich hoffe inständig, dass dich diese Entwicklung ein wenig besänftigt, und dir zeigt dass die Wahl der Männer die ich treffe, nicht nur auf einem schönen Körper und meinen jugendlichen Trieben beruht - ich scheine ein Auge dafür zu haben, wer noch etwas aus sich machen wird. Wenn die Dinge weiterhin so gut laufen wie sie es bis jetzt taten, so werde ich wohl in meinem nächsten Brief in die Heimat gar in der Lage sein, weitere gute Nachrichten zu verkünden, die deinen Stolz auf mich erwecken sollten. Einen respektierlichen Gruß entsende ich auch an den Herrn Vater! Es verbleibt fromm und in bittersüßem Heimweh, Dein geliebter Sohn ~Orestes Caetano~ PS: Entschuldige meinen Starrsinn liebste Mutter, aber ich werde weiterhin nicht nach Eheweibern Ausschau halten. Würdest du die Frauen in Löwenstein kennenlernen, hättest du mehr Verständnis dafür. |