Arx Obscura

Normale Version: Notiz am Abend
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
An einem Abend, bevor er sich auf sein Nachtlager begibt, setzt sich Georgius an den Küchentisch und kramt ein mehrfach gefaltenes Stück Papier aus seiner Tasche. Er streicht es glatt, rückt die Kerze näher und greift zu der Feder und dem winzigen Tintenfässchen, welche er bereit gestellt hatte. Er runzelt die Stirn und beißt sich leicht auf die Zunge, ehe er langsam zu schreiben beginnt, mit großen, schmucklosen Buchstaben...

Schon seit einigen Tagen also bin ich nun hier angestellt als Schmied, um den Herrn Jehann zu helfen, und ich glaube ich, mache meine Sache nicht sehr schlecht, auch wenn mein alter Herr wohl etwas ganz anderes sagen würde, ha ha. Ich habe schon länger nicht mehr sowas geschrieben, aber heute, da ist etwas passiert, jawoll, und nicht zu knappig!
Ich lief nämlich am Platz, dem großen, über der Markthalle da, wo auch diese Bank ist, ich glaube, es ist der Marktplatz, wo manches Mal die Händler stehen und schreien, wie billig ihre Waren sind, obwohl das gar nicht wahr ist, weil sie teuer sind (ich war ja da, weil ich Tuche verkauft habe an einen Händler, der war begeistert, und ein junges Fräulein, so eine fremdländische, dürr und mit Burschennamen), da hör ich doch so einiges an Geschrei und allerlei Dinge, und Gerenne noch dazu.
Hilfe, Hilfe, hat da einer geschrien, und ich hab aufgeschaut, da rennt einer wie jemand, der schnell rennt, an mir vorbei, und noch einer, der ist aber dem ersten hinterher. Und ich bin hinterher gerannt, obwohl mich einer von denen hätte abstechen können. Ist das zu glauben? Und da stand dann der eine da hinterher, der war am keuchen und schnauben, und der erstere, der nach Hilfe gerufen hatte, der hat geblutet und sich beschwert. Ich glaube, es ist so abgelaufen, nämlich, das der eine ihn abstechen wollte oder so. Jedenfalls hat der eine behauptet, der andere hätte ihn angegriffen, aber der andere meinte, nein, der hätte ihm doch die Heidschnucke stehlen wollen und irgendein Horn und Wolle, aber ich hab gar keine Heidschnucke gesehen, nur die Wolle. Und das auch nur, weil zwei Herren von der Stadtwache dazu kamen, ich glaube, die hatten die Rufe auch gehört.
Ich hab denen natürlich sofort alles gesagt, weil ich ja weiß, wie das ist, und man braucht doch auch als Wache die Hilfe der Leute, und ich helfe sehr gerne. Leider habe ich keinen Orden bekommen, aber wohl einen Schilling, einen ganzen Schilling! Den hab ich sofort weggepackt, damit mich dafür keiner absticht, aber das ist mir bisher noch nicht passiert, deswegen habe ich wohl nicht so viel Angst mehr, weil ich doch auch bald das Kämpfen gelernt bekomme, wie ich hoffe.

Georgius stockt und saugt an der Feder, dann setzt er seinen Namen drunter und schreibt das Datum drauf. Feder und Fläschchen verstaut er in einem Beutelchen, dann greift er nach dem Papier und stapft hoch zu seinem Lager, nachdem er die Kerze gelöscht hat.