Arx Obscura

Normale Version: Ein Geometer in der Nacht
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Hell stand der Mond am nächtlichen Himmel. Sein Licht spendete der Stadt Löwenstein ein seichtes silberndes Kleid. In einem kleinen Kämmerlein über der Taverne saß zu dieser späten Stunde noch ein Mann. Über ein Pergament gebeugt rätselte der Geometer Alfons Barrey wieder nach verborgenen Geheimnissen in den Kreisen. Als sich eine Wolke vor den Mond schob, blickte er seit langem wieder aus dem Fenster. Daraufhin brubbelte er etwas unverständliches und zog eine kleine fast abgebrannte Kerze näher an sein Pergament. Unbeeindruckt von dem Naturschauspiel oder der Uhrzeit wendete er sich wieder seinen Kreisen und Geraden zu. Gerade als er wieder in seine Arbeit gefunden hatte, erlosch auch noch der Kerzenstumpen auf seinem Tisch. Alfons seufzte auf: „ Nicht schon wieder!“. Verärgert kratzte er sich am Hals. Er ring offensichtlich damit, ob er trotz fehlenden Lichtes weiter machen sollte oder nicht. Nach einer Weile sah er jedoch ein, dass es für heute wohl genug sein sollte.  Er lehnte sich an die Lehne seines viel zu unbequemen Stuhls und starrte auf den Mond. In dessen hellen kreisförmigen Anblicks lies er die Ereignisse der letzten Tage noch mal Revue passieren.
 
Am Vortag war Alfons das erste mal in der Universität und lauschte den Worten des Doktor Loewi. Die Universität, einst geschlossen, bedingt durch die Keuche, nahm unter diesem Mann wieder ihren Betrieb auf. Alfons lächelte anerkennend in die Dunkelheit. Durch den aktuellen Umstand der grassierenden Keuche und die daraus resultierenden Ausnahmeregelungen, war es ihm nun endlich möglich, selbst zu unterrichten. Endlich hatte er einen Weg gefunden seine Entdeckungen zu teilen und mit anderen darüber zu diskutieren. Alfons hoffte wissbegierige Studenten und interessierte Dozenten kennen zu lernen.
 
Alfons gab sich der Dunkelheit geschlagen. Er packte seine Sachen zusammen und rollte das Pergament ein. Während er das tat dachte er an seine Anfänge zurück.

Sein Vater war es, der einst Alfons die Freude an der Mathematik schenkte. Das er selbst jemals Mathematik unterrichten würde, hätte er nie zu träumen gewagt.
 
Alfons wusste genau wie er die Freude an den Zahlen mit seinen hoffentlich zahlreichen Studenten teilen würde. Ohne zuviel von ihnen fordern zu wollen ging es ihm, wie schon seinem Vater, um die Grundlagen, Arithmetik und Algebra. Wenn man nur bedenkt ist es eine Tatsache das kein Geschäft ohne Mathematik erfolgreich geführt oder ein Gebäude gebaut werden kann.
 
 Erfreut klatschte Alfons mit den Händen zusammen, als ihm eine Idee in den Kopf schoss.
Es sollte am besten vierteljährlich einen Mathematikwettbewerb geben. Mit Preisen und einer Urkunde als Ansporn für die Studenten. 
 
Grinsend begab er sich zu seinem Bett und legte sich hin. Alfons überkam rasch die Müdigkeit, es war so als ob sein Körper die Chance erkannte und sofort zuschlagen wollte. Im Bett ließ er ein letztes mal seine Gedanken schweifen bevor die Müdigkeit ihren Dienst tat. Alfons dachte an die junge Schneiderin Annalope. Was sie wohl gerade treibt? Mit ihrem Gesicht vor Augen schlief er schließlich sanft lächelnd ein.