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Normale Version: Feuer, Stahl und der Berg
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Aller Anfang ist schwer


Es war einer der besseren Tage seid Vater gestorben war und Garth ihn aus dem heimatlichen Hause geworfen hatte, das nun jenem gehörte. Nicht das diese Tage zu nicht zu erwarten gewesen waren. Daß Vater eines Tages sterben würde und die Erbschaft, die heimatliche Schmiede, dann an seinen älteren Bruder ging, war klar, nur hatte Falgrom immer gehofft, daß dieser Tag noch fern sein würde.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

So lag er diese Nacht im Schlafsaal im Obergeschoß der Schmiedzunft von Löwenstein grübelnd wach, lauschte dem Schnarchen der Anderen und resümierte, wie es zuletzt gelaufen war. Der Marsch durch Matsch und Regen vom heimatlichen Dorf bis hier, die Nächte unter zugigen Brücken, der Hunger, all das war zum Glück nur noch eine graue Erinnerung.
In einer Stadt wie Löwenstein gab es zum Glück immer eine Möglichkeit zu den Hellern für die nächste Mahlzeit zu kommen, zumindest, wenn man was gelernt hatte.
Gut. In einer Dorfschmiede lernt man einiges über Metallverarbeitung, besonders über Sicheln, Sensen, Pflugscharen, Radbeschläge für Karren, über Hufeisen, Beile, Hacken und was sonst an praktischem Nutzwerkzeug benötigt wurde.
Was man natürlich nicht lernte, ist die Kunde über Waffen und Rüstungen, aber dafür zum Glück gab es ja die Zunft und die war durchaus großzügig im Weitergeben von Zunftgeheimnissen, nicht so großzügig, wie die örtliche Kriegerschaft es wahrscheinlich gerne hätte, aber naja. Es war eben noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.
Und das Beste, dafür brauchte man auch keine Zunftabgaben in Silber zu leisten, das ohnehin kaum einer hier hatte, sondern, man durfte in Naturalien zahlen und mit einigen Grundkenntnissen im Bergbau konnte man diese auch erarbeiten.

Und dann gab es ja noch Rufus.
Rufus war ein noch ärmeres Schwein, wahrscheinlich aus dem Urschlamm irgendeiner Gosse entwachsen war Falgrom nicht ganz klar, woher dieser seiner Grundkenntnisse hatte, die ihm Zugang zur Zunft verschafften.
Er hatte zwar mal was gesagt, damals am ersten Abend, beim ersten Feierabendbier, daß sie sich gönnen konnten, aber das hatte Falgrom schon wieder vergessen.
War auch nicht so wichtig, wen kümmerte das wie und woher, wenn es darum ging eine Zukunft aufzubauen.
Da am Anfang allgemeiner Materialmangel herrschte und alles was da war als Abgabe an die Zunft wanderte hatten die beiden sich zusammengetan.
Zweimal wenig war immerhin nicht mehr ganz so wenig und so konnte man sich gegenseitg unterstützen um die ersten Schillinge zu verdienen.
Was der eine konnte oder hatte, hatte oder konnte der andere nicht und umgekehrt. Sie halfen sich gegenseitig und machten Halbehalbe, wenn es darum ging den Gewinn aufzuteilen. War zwar nicht viel, weil man auch immer einen guten Teil davon für verschiedene Hilfsmaterialien vorschießen mußte, aber er wollte sich nicht beklagen, es könnte ein gutes Einkommen werden, von dem man halbwegs anständig leben könnte, wenn..

Ja, wenn da nicht die Anderen wären.
Die meisten anderen in der Zunft waren einfach nur verschlossene, mürrische Zeitgenossen, die im Bergewerk auf kein morgendliches "Glückauf" reagierten oder in der Schmiede kein "Guten Morgen" erwiderten, meist stumm an einem vorbeirannten und den Abraum aus dem Bergwerk einfach liegenließen oder irgendwo hinkippten, wenn sie sich nicht gleich wortlos an Quarz oder Kohle bedienen wollten, die man zunächst einfach beiseitelegt hatte.
Aber besonders schlimm war diese Blonde mit dem Federhut, der ihm gestern ins Auge gesprungen war. Eine rechte Krämerseele, die nur auf den schnellen Schilling aus war.
Er hatte ihn gestern bei der 'Arbeit' beobachten können. Irgendwie hatte dieser es geschafft einen halben Tag früher an die Zunftanleitung für den Halsschutz zu kommen und dieser kurzen Zeit, so berichtete man es auf dem Marktplatz dreißig oder vierzig Stück davon zu besorgen und zu verkaufen, während Falgrom noch seine ersten unbeholfenen Versuche mit dem Ersten anstellte.
Wie jener das hingekriegt hatte, war Falgrom ein Rätsel, denn in der Schmiede hatte er diesen Blonden kaum gesehen. Sicher, er kam gelegentlich mal kurz reingerauscht, rauschte aber auch mindestens ebensoschnell wieder hinaus, nur um draußen auf dem Marktplatz mit lautem Geschrei seine Werke an den Mann zu bringen. Seine Werke?
Kein Mensch konnte vernünftigerweise in solch kurzer Zeit so viel schmieden, das ging eigentlich nur, wenn man irgendwelche hungernden und zunftlosen Pfriemler aus der Unterstadt beschäftige, die schnell aus irgendwelchem billigen Gußstahl große Mengen für einen Hungerlohn produzierten. Wehe dem, dessen Leben von solchem 'Schutz' abhing.
Aber es waren natürlich auch all die Krieger und Söldner da draußen, die völlig ahnungslos jeden Schund kauften, wenn es nur schnell ging.
Was hatte er Lothar noch geraten?
"Kauf keine Waffe, bei der du nicht Gelegenheit hattet zuzusehen, wie sie gefertigt wird, wenn du dieser Waffe dein Leben anvertrauen willst."
Und was für Waffen galt, galt natürlich in dem selben, wenn nicht sogar höherem Maße für Rüstungsstücke.
Wenn dieser Blondschopf ihm jetzt noch den Handel mit der Stadtwache versaute, dann gäbe es Krieg, denn von diesem Kontrakt hing für Falgrom sehr viel ab. Eigentlich die Frage, ob es für ihn eine Zukunft in Löwenstein gab, oder ob es nur eine Zwischenstation sein würde.

"Qualität, mein Sohn, Qualität setzt sich am Ende immer durch., hatte Vater immer gesagt.
Aber Vater hatte auch noch ein Lamm gekauft und gesagt, "Die wird der ganzen Familie zum Mittsommerfest sehr munden.".
Drei Tage später war er tot gewesen.