Arx Obscura

Normale Version: Schwerliegende Mahlzeit
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>>Kann es denn wirklich sein?<<

Er saß in einem kleinen, schäbigem Zimmer. Der Platz reichte kaum mehr aus, als sich einmal in dieser Unterkunft umdrehen zu können. Trotzdem war genügend Raum vorhanden, um ein ärmliches Strohbett und einen alten Tisch platzieren zu können.
Mehr konnte sich Dariel in seiner momentanen Situation nicht leisten. Die Heller, die er bei sich trug, mussten für genügend Nahrung und die Bezahlung des Zimmers hier ausreichen.

Verwunderung und Entsetzen stiegen in ihm auf, nachdem er im Hafen angekommen war. Überall die Karren, die die Überreste der Derjenigen trugen, die von der Krankheit angegriffen wurden. Männer, die die starren Leichen von den Straßen schleppten, um die Illusion der Ordnung auch weiterhin aufrecht erhalten zu können. Um den Menschen eine schöne, unscheinbare und stolze Bleibe präsentieren zu können.

>>Was für ein herrlicher Kontrast.<<
Sprach er leise vor sich her, als er sich bereits nach kurzer Zeit ein allumfassendes Bild über die momentane Situation machen konnte. Die Schönheit der Stadt Loewenstein, wurde einzig und allein von ihrer eigenen Größe übertroffen. Doch auch Krankheit und Armut wurden von der prächtigen Wohnstätte als unbeliebte Bewohner beherbergt und gewannen an Überhand. Kränkliche und Dürre Menschen pflasterten die Straßen durchgehend.

Einige Tage waren seit Dariels Ankunft vergangen und sein Weg führte ihn oftmals ins Armenviertel, wo er selbst den Ursprung der Krankheit vermutete. Wie er zu dieser Schlussfolgerung kam?
Die Armut und die Angst vor dem Hungertod, veranlassten viele Menschen aus dem Armenviertel dazu, aussichtslose Situationen zu verfolgen. Der Hunger trieb die Rückentwicklung der Menschen dort an. Die Vernunft wurde hinter sich gelassen. Sie wurden zu Dieben und Mördern, die eine Gefahr für all diejenigen wurden, die sich im Armenviertel herumtrieben.
Die Wissenschaft – die Hermetik, erlaubte es Dariel Gegenwehr bringen zu können.

Bei einem seiner Rundgänge musste er entsetzt feststellen, dass die Menschen ein Dasein im Dreck, mit den Ratten führten. Wer konnte es ihnen schon wirklich übel nehmen, dass sie gegen die eigene Natur handelten und für einen einzigen Heller töten würden.

Auch im Armenviertel waren die Opfer, die der Krankheit erlagen zahlreich. Für Dariel wirkte es fast so, als wären sie hier sogar öfters vertreten als anderswo. Das Leben hier war wahrlich rar und meistens hausierten Ratten und Diebe sogar unter demselben Dach.

Die Sonne ging bereits ihren Lauf hinter dem Horizont hinterher. In der Blüte der Nacht, diente als einzige Lichtquelle das Licht des Mondes, welches dank des freien Himmelszelt direkt auf die Stadt fiel.
Dariel befand sich in einem alten Häuschen des Armenviertels, das allem Anschein nach nicht mehr lange stehen würde. Das Holz war vom Regen durchtränkt und wurde über die Jahre morsch und brüchig. Eine ungesunde Luft lag innerhalb des kleinen Hauses. Das Mondlicht drang durch einige Öffnungen zwischen den Dachschindeln hindurch. Dort, mitten auf dem Gemisch aus Holzboden und Erde, lag ein junger Mann. Er war zweifelsohne Tod. Vorsichtig näherte sich Dariel der Leiche, zückte ein weißes Tuch hervor und drückte es sich vorsichtig gegen den Mund. Die Leiche wies abnorme Hautrötungen und Geschwüre auf, die die freien Stellen des Körpers überwucherten. Die hölzerne Tür im Eingangsbereich knarrte hörbar und brummende Stimmen waren zu vernehmen. Wie viele es wirklich waren, konnte Dariel in diesem Moment nicht ausmachen.
>>Ja, hat ihm einfach die verdammte Kehle durchgeschnitten.<<
Ertönte die brummende Stimme eines Mannes im mittleren Alter.
Hinter einigen alten Kisten und Fässern, die aufgrund ihrer Beschädigungen ihre ursprünglichen Aufgabe nicht mehr verfolgen konnten, versteckte sich Dariel.

Dieses kleine Eck des Gebäudes wurde nicht vom Mondlicht erhellt und lag in tiefer Dunkelheit. Eine jüngere Stimme erklang und Entsetzen begleitet ihren Tonfall.
>>Barbarisch, ich könnte nie jemanden umbringen.<<
Nun konnte Dariel die beiden sehen, sie hatten den Raum betreten. Ihrer Aufmachung nach gehörten sie zur ärmlichen Gesellschaft des Armenviertels. Abgetragene, alte und vor allem dreckige Kleidung diente vor dem Schutz der Nacktheit – besser als gar nichts. Auch Gesicht und Haar der beiden wirkten ungepflegt.
>>Für ein paar Heller würden die meisten hier ihre Mutter umbringen Kleiner.<<
Warnte der Alte den Jungen, während sie in das Zentrum des Raumes vordrangen und vor der Leiche des Jungen stehen blieben.
>>Wir sollten ihn begraben Gerald.<<
Schlug der Junge nun mit leiser und andächtiger Stimme vor.
Der alte Gerald nickte etwas.
>>Wir müssen jedoch erst zum Fleischer, ihm die Ware bringen. Distelwald wartet draußen auf uns. Wir sollten keine Zeit verlieren. Davon können wir uns dann altes Brot kaufen.<<
Gehorsam ging der Junge dann in Dariels Richtung und blieb vor dem Haufen alter Kisten und Fässer stehen. Weniger als ein Meter trennten die beiden voneinander und Dariel hoffte auf sein Glück, nicht gefunden zu werden. Suchend schaute sich der Junge vor dem Trümmerhaufen um.
>>Da ist er!<<
Verkündete er laut und Dariels Herz schien für die Dauer eines kurzen Augenblicks zu erstarren. In seinem Kopf breiteten sich die eigentümlichsten Gedanken aus. War er wirklich die Ware, von der die beiden sprachen? Hatten sie vielleicht bemerkt, dass er sich hier herumgetrieben hatte und waren ihm deswegen gefolgt?
Doch die Entwarnung beruhigte das nun wild pochende Herz in Dariels Brust, als der Junge einen fülligen Sack über die Schulter hievte.
>>Wie viele Ratten das wohl sind?<<
Hakte der zierliche Bursche dann nach und war sichtlich angestrengt.
>>Ist doch egal, wir sollten sie jedoch schnell fortbringen, die liegen da schon seit gestern herum.<<
Dann verließen die beiden schnell das Haus. Draußen ertönte eine weitere Stimme, ebenfalls alt, rau und ziemlich mürrisch.
>>Los ihr Narren, ich hab‘ Hunger.<<
Dariel war etwas irritiert über das eben stattgefundene Gespräch. Hatten die beiden wirklich vor, die Ratten an den Fleischer zu verkaufen? Und würde dieser wirklich die Ratten an sich nehmen?
Zwischen die Schlitze des Holzes betrachtete Dariel die drei, wie sie langsam aber sicher das Armenviertel verließen.
Unauffällig und in sicherer Distanz wahrend, folgte er den dreien. Sie folgten dem Weg in Richtung Marktplatz. Die schlimmste Befürchtung schien sich wirklich zu bestätigen. Sie betraten das Marktviertel und verweilten vor der Fleischerei. Der grimmige Alte, der zuvor vor dem ärmlichen Haus auf die anderen beiden gewartet hatte, nahm den Sack an sich, klopfte ein paar Mal an der Tür. Es brauchte einige Momente, bis das Klopfen registriert wurde und eine Frau mittleren Alters die Tür öffnete und dem Alten den Zugang gewährte. Nach anderen beiden warteten vor der Tür und sinnierten über die unsinnigsten Begebenheiten.
>>Glaubst du wirklich das ein Krähenfuß die Seele eines Verstorbenen rauben kann?<<
Hakte der jüngere nach.
>>Mit Sicherheit! Krähen sind Diener des Abyss.<<
So ging es dann weiter, bis der Alte wieder aus dem Gebäude kam und breit grinste.
>>Gehen wir uns was zum Essen kaufen.<<


Nun saß Dariel in seinem Zimmer und überlegte. Konnte es wirklich sein, dass die Ratten und das Handeln der ärmlichen Menschen der Grund für diese Seuche war? Es war die wissenschaftlichste Erklärung die sich Dariel zu dieser Zeit machen konnte.
Doch als ihm bewusst wurde, dass der Fleischer wohlmöglich Rattenfleisch verarbeitete, wurde ihm speiübel. Nicht nur die Menschen im Armenviertel waren verzweifelt. Der gesamten Stadt mangelte es an Hellern und der Überlebenstrieb der Menschen war einfach größer als die Vernunft.

Wem sollte Dariel von diesem wahrscheinlichen Grund für die Krankheit erzählen?
Doch er war sich dessen nicht einmal sicher. Er musste zurück in das Armenviertel und war gezwungen, Untersuchungen bezüglich der Ratten durchzuführen. Wenn sich seine Vermutung wirklich bewahrheitete, musste er vor allem Vorsicht walten lassen, bevor er die neue Wahrheit jemanden verkündete.