Arx Obscura

Normale Version: Etwas Geschwafel über Dirnen und Bomben
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Da saßen die Vier nun schon seit einer Weile in dem modrigen Kellerraum unter dem alten Hafen Löwensteins, redeten, tranken Wein und machten schlechte Witze.  Hier und da tanzte die schwache Flamme einer billigen Kerze und versprach zumindest ein wenig Licht.

,,Nein, sie ist nicht für mich!"
Lawin patschte mit einer Hand in sein Gesicht. Das Gespräch begann sich wieder im Kreis zu drehen.
,,Für wen dann?" Fragte eine dunkelhäutige, in rissige Klamotten gekleidete Frau. ,,Für Waldwind? Der soll ziemlich einsam sein seitdem 'Du-weißt-schon-wer' verschwunden ist."
,,Ich wette Lawin sucht eine Dirne für die Strastenberg." Mischte sich ein Mann in nobler, wenn auch deutlich abgetragener und verblichener Kleidung ein. ,,Warum sollte er uns sonst nicht verraten für wen sie ist? Sein Fräulein mag bestimmt ..." Anstatt den Satz zu beenden, hob der Lockenkopf schleimig grinsend eine Hand vor seinen Mund und vollführte schmatzend eine obszöne Geste.
,,Spinn nicht rum, Lawin würde doch vor Eifersucht platzen, wenn die Hure für sein Fräulein wäre." Gab der Letzte in der Runde, ein etwas älterer, pummliger Mann lachend von sich. ,,Aber gut... genug herumgestochert... Er verrät uns eh nicht für wen die Dirne ist."
Lawin hob nur wie üblich seine Schultern, lächelte flüchtig und klimperte spielend mit ein paar Münzen in seiner Hand herum.
,,Wie gesagt, die ... professionellle Dame ... darf einfach keine Tratschtante sein - Wenn ihr also eine ohne Zunge kennt, gerne." Er machte eine einladene Handbewegung, abermals voller Gleichgültigkeit seine Schultern hebend. ,,Natürlich sollte sie nicht zu alt oder zu hässlich sein... aber einen besonderen Geschmack gibt es nicht. Es ist also eigentlich recht leicht verdientes Geld für euch... Wer mit solch einer Leichtigkeit an Rauchbomben und Vulkanit kommt, der wird doch sicherlich auch eine nette, zuverlässige Dirne kennen, mhn? Ansonsten muss ich noch einen Aushang schreiben..." Lawin rollte mit den Augen und schüttelte ganz leicht seinen Kopf.
,,Nein, nein ich find' schon eine! Ich glaube ich weiß auch schon wen... so eine kleine mit weißen Haaren... ich glaube Herbstwind heißt sie... oder Waldlaub?" Die einzige Frau im Raum lachte schäbig, sich köstlich über ihren eigenen Witz amüsierend.
Der pummelige Mann entblößte ein zahnlückiges Grinsen und der Lockenkopf lachte ebenfalls dreckig.
,,Warum gebe ich mich noch einmal mit euch ab...?" Seufzte der Dunkelblonde leidend und ließ den Kopf etwas hängen.
,,Weil Du uns magst." War die erste, theatralisch liebevolle Antwort.
,,Jep, Du gehörst nunmal zu uns in die Gosse und nicht zu den feinen Leuten ..." Erklang ohne großes Zögern auch schon die zweite Antwort.
,,Und wir haben deine liebste Ware... Bomben... Perrücken... Dietriche... alles was dein kleines Diebesherz begehrt." Schloß der Letzte, dabei ein geschäftsmännisches Lächeln aufsetzend.
,,Hoffentlich ist die Hure die ihr mir beschafft von ... besserer Qualität. Der Dietrich den ich neulich gekauft habe ist mir am ersten Schloß abgebrochen. Ich könnte schwören die letzte Perrücke die ihr mir verkauft habt war aus ranzigem Eselshaar und ihr habt auch immer noch kein Infernit auf Lager. Warum habt ihr Vulkanit ... aber kein Infernit? Und eure Bomben... habt ihr endlich ausgetüftelt wie man den Scherbensturm oder den Giftodem verbessern kann?"
Neugierig die Brauen hebend und an seinem Glas nippend schaute Lawin prüfend über die drei diebischen Händler.
Der kleine Lockenkopf war der Erste, der zeigend seine vernarbten Hände hob und den Kopf schüttelte.
,,Das mit dem Scherbensturm machst Du schön selbst. Es hat einen Grund, warum ich nur kleine Sprengflaschen und kleine Blendbomben verkaufe." Er verzog seine Lippen angeekelt und ließ die Hände wieder sinken.
,,Eselshaar ist perfekt, vorallem wenn man einen geschmeidigen Schnurrbart erzielen will." Empörte sich der Dicke. ,,Und meine Dietriche sind von hervorragender Qualität. Eine Mischung aus Damast und Federstahl. Selbst kreiert."
Jeder schüttelte ungläubig den Kopf.
,,Keine Sorge mein Lieber, wir finden schon eine liebreizende Hure für dich. Eine verruchte Prinzessin mit riesigen Brüsten, erfahren, jungfräulich, schön, dünn, zierlich, mit weiblichen, sportlichen Rundungen." Schwafelte die Frau spöttisch und gut gelaunt, dabei theatralisch mit einer Hand herumwedelnd.
,,Vergiss nicht, dass sie verschwiegen sein soll... ansonsten ...wunnnnderbar..." Er hob sein Weinglas, den drei zuprostend.
,,Jaja... verschwiegen... vergiss Du nicht das Trinkgeld, wenn ich Dir später ein Prachtexemplar von Dirne liefere..."
Versprach die Diebin voller Zuversicht und streckte fordernd ihre Hand aus.
,,Und nun gib mir etwas von deinem Wein ab, dann mache ich mich auf den Weg... "

Galaria Ganter

Ihr müsst mir aber beim Tragen helfen.

Beim Tragen? Ihr habt sie doch nicht etwa bewusstlos geschlagen?

Wäre das schlimm?

Sie würde es zwar nicht zugeben, aber kurzzeitig zweifelte sie durchaus an sich selbst, als sie in dem leeren Lagerraum stand und das Fass besah.
Der Plan war gut - unauffällig, vielleicht etwas übertrieben, aber warum auch nicht? Sie war tatsächlich beeindruckt.

Während die Beiden - er fasstragend, sie flanierend - durch die Gassen zogen, wünschte sie sich jedoch nicht nur einmal, dass er sie wirklich bewusstlos geschlagen hätte. Dann hätte man das Fass wenigstens rollen können. Andererseits: wer wusste schon, ob blaue Flecken auf der Haut erwünscht waren?  (aber immerhin hübsches rotbraunes Haar!)
Dennoch: Sie selbst hätte das so getan. Oder gleich den Hintereingang durch den Keller genutzt und sich dafür diese ganze Farce Maskerade gespart. Was sie ihm jedoch ebenfalls nie sagen würde - die ganze Sache kam sie teuer genug zu stehen (und damit waren beileibe nicht die Schillinge gemeint), da konnte er sich auch mit dem verdammten Fass abmühen.

Glücklicherweise schien das Anwesen leer zu sein. Es war beinahe schon zu still. So still, dass sie sich lieber trotzdem nur im Flüsterton unterhielten während zumindest die Schritte von den dunkelfeder'schen Teppichen verschluckt wurden. Man konnte nie wissen hinter welcher Ecke der nächste Zobel Kirchendiener in diesem Haus lauerte.
Sie hatte lange überlegt wen sie um Hilfe bitten sollte und eigentlich wäre ihre erste Wahl tatsächlich Durias gewesen. Sie war sich sicher, dass er ihr mindestens genauso gut hätte helfen können, aber.... ja, das große Aber. Ganz gleich wie oft sie sich selbst einredete, dass Sie ihr nicht mehr wichtig wäre, ganz gleich wie oft sie sich in zorniger oder desolater Stimmungslage befand, wie oft sie ihr ebenfalls weh tun wollte als Ausgleich für die vermisste, bitter benötigte doch schlichtweg fehlende Freundin, so konnte sie es nicht. Nicht für eine solche Trivialität. 

Also kein Durias, stattdessen zahlte sie den Preis an Lawin, beide in der Hoffnung, dass der Fassinhalt am nächsten morgen unversehrt das Südhaus wieder verlassen würde.







Und: auch wenn sie es gleichfalls auf die Liste dessen setzte, was sie niemals zugeben würde: Sie würde wieder Lawin wählen.