"Das Essen ist vorbereitet", verkündet Ghalen fröhlich, stellt den Topf auf den Tisch und hebt den Deckel. "Ich habe es selbst gekocht.", fügt er dann mit seinem schelmischen Charme hinzu.
Am Tisch sitzen außer Ghalen, nachdem er sich breitbeinig auf der Bank niederlässt, Magda, Aughril und Legionär Alveranth.
"Endlich!", sagt Magda und linst in den Topf.
"Hmm.", sagt Aughril und hält seinen Teller hin.
"Zuerst der Tischsegen.", verkündet Elian feierlich und legt die Hände zusammen.
Irgendwie schön, wie sie alle friedlich zusammen zu Tische sind und fein speisen.
Magda, die Frau, die Morana über alles liebt und mit der es niemals eine gemeinsame Zukunft geben wird.
Aughril, der Mann, der glaubt, Morana zu lieben und den Morana bei dem Versuch, ihn zu schützen, nur noch weiter ins Verderben hinabzieht.
Elian - zu diesem Namen schlägt Moranas Herz obwohl sie sich nicht kennen.
Ghalen, der Mann, den sie vorgibt zu lieben... und doch... muss sie aufpassen, ihm nicht zu verfallen...
Im Topf pocht ein aufgequollenes, dunkelrotes Herz. Sie schneiden es in ungleich große Teile und verspeisen es zufrieden.
Hach ja.
So viel Liebe.
Bei jedem Biss, bei jedem Kauen, spratzt Blut herum, bis der Tisch besudelt ist - und alle, die um ihn herum sitzen. So viel, bis man die Gesichter vor lauter Rot nicht mehr erkennen kann und sie sind alle gleich, ganz gleich ob Mann oder Frau, ob Mithrasdiener oder Mondwächter. Und irgendwann erkennt man vor lauter Schlieren überhaupt nichts mehr.
Morana erwacht.
"Verdammt."
Vom Frosch, der sich in eine Spinne verliebte
Die Spinne ist einfallsreiches Tier. Sie kann krabbeln, springen, sogar tauchen. Sie kann Fallen und Häuser bauen, sie kann tanzen, sie kann sich anpassen.
Sie mag es nur nicht, wenn man ihre Haare anfasst.
Eines Tages dachte die Spinne, sie müsse sich etwas Neues ausdenken, um Fliegen zu fangen.
Fliegen, die sie genüsslich schlürfen konnte, während sie von innen heraus verdaut wurden, noch bevor sie auch nur einen einzigen Bissen davon genommen hatte.
"Jetzt warte mal ab", sagte die Spinne und trippelte auf und ab in ihren neuen Schuhen.
"Ich werde zum Frosch hingehen. Der frisst auch Fliegen. Der könnte mir etwas von seinem Essen abgeben." ... und warum er das tun sollte? Das wusste die Spinne nicht. Und der Frosch wusste es auch nicht. Er blickte die Spinne mit fragenden, großen Glubschaugen an.
"Warum sollte ich mit dir teilen, Spinne?", fragte der Frosch, wenngleich nicht erbost, sondern neugierig.
"Weil...", setzte die Spinne an, "du mich... liebst?"
"Oh.", sagte der Frosch. "Das erklärt es. Und du musst mich auch lieben, denn sonst würdest du die Fliegen nicht von meiner Zunge essen wollen. So fange ich die nämlich." Und wie zum Beweis schnellte die Zunge heraus, um sich eine Fliege zu schnappen. Doch statt die Fliege herunterzuschlucken, reichte er sie der Spinne herab. Die richtete mutig ihren roten Hut zurecht, den sie auf dem Kopfe trug, und kratzte die Fliege von der schleimigen Zunge.
"Ja, also...", sagte die Spinne ohne sich zu bedanken und krabbelte davon. Der Frosch blieb verdutzt stehen. Er hat den Geschmack der Spinne noch im Mund, nachdem sie seine Zunge berührt hatte.
Bevor die Spinne zertreten wurde, wusste sie, dass der Frosch auf sie aufgepasst hätte und dass alles gut geworden wäre. An den Schleim hätte sie sich gewöhnt.
Schleim ist dicker als Wasser.
Ende.