Arx Obscura

Normale Version: Reisetagebuch
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Einige Tage war sie nun bereits unterwegs. Es sollte eine Reise werden, um Neues zu lernen. Sozusagen um den Kopf frei zu bekommen, dass sie sich anschliessend ganz ihrer Lehre widmen konnte.
Das war an und für sich nichts Neues. Seit man ihr zutraute, dass sie ein Segelboot nicht nur steuern, sondern nach Tagen auf See auch zurückbringen konnte, war Larija allein auf dem Meer zum Fischen unterwegs gewesen. Neben dem Fischen blieb stets genug Zeit zum Sonnenbaden, Faulenzen auf dem Boot, Schweifenlassen der Gedanken, Schwimmen und all den schönen Dingen, bei denen alle anderen, vor allem Erwachsene, nur störten. So ähnlich hatte sie sich das Abgeschiedensein im Wald vorgestellt.
Nun es war ein wenig anders. Auf See brauchte man entschieden weniger zu Laufen. Auf See gab es weniger tiefhängende Äste. Auf See waren die Geräusche nachts weniger furchteinflössend. Und vor allem: Auf See gab es weniger Mücken. Alles in allem hatte Larijas Liebe zum Wald in den letzten Tagen ein wenig gelitten. Dazu kam ein Streich, wie ihn nur Easar selbst aushecken konnte. Beim letzten Gang in die
Stadt hatte sie Mona Luchs kennengelernt und sie waren sich anscheinend sofort beide sympathisch gewesen. Die Feder im Haar als Erinnerung war gut festgebunden.
Ein Wildschweinbraten in seiner lebenden Form zwang eine Moment zum vorsichtigen Verweilen. Sie würde sich hier einen kleinen Unterstand bauen und einige Tage bleiben. Holz gab es genug, Wasser und Beeren zuhauf und Ungeziefer in Massen. Was wollte sie mehr...

Einige Tage später...
Nach Mahlzeiten aus Beeren und Pilzen stand Larija gegen Mittag der Sinn nach etwas Gebratenem. Dank eines Bogens waren bereits nach kurzer Zeit drei Hasen erlegt. Wie man Fische zubereitete hatte Larija als Kind bereits gelernt, in große Blätter einwickeln und in der Glut eines erloschenen Feuers garen. So große Blätter wie in Galatia gab es hier allerdings nicht.
Nach kurzer Überlegung nahm sie die Tiere aus. Hase im eigenen Fell gegart erschien einen Versuch wert. Ein Tier wurde daher in der Glut vergraben.
Eine Stunde später ließ der Gestank des verbrannten Felles nach. Das Fleisch zwischen dem verbrannten Äußeren und dem rohen Inneren schmeckte nicht einmal schlecht. Trotzdem war die Zubereitung alles in allen ein Fiasko. Mit den richtigen Blättern wäre das definitiv nicht passiert. Für heute hatte sie genug und zog weiter.
Der Geruch eines Feuers lag am frühen Abend in der Luft. Als Larija ihm folgte, entdeckte sie als Quelle eine kärgliche Hütte. Der Bewohner, ein alter Einsiedler, war schnell gefunden. Der Mann schlief friedlich in der Nähe eines Backofens, aus dem der köstliche Geruch frischen Bratens strömte. Neugierig öffnete sie den Ofen und der Anblick zweier köstlich gebackener Hasen konnte nur ein Wink der Götter sein. Schnell und vor allem leise tauschte sie diese gegen ihre zwei rohen Tiere aus. Die Mahlzeit selbst musste jedoch noch etwas warten. Es war dann doch besser, einige Wegstunden zwischen sich und das Haus des Einsiedlers zu bringen...

Ein Dauerregen über mehrere Tage hatte Larija zur Suche nach einem trockenen Platz gezwungen. Am Ende wurde eine flache Höhle zu ihrer Unterkunft. Die erste Zeit verging mit Pflege der Ausrüstung, dem Sammeln und Trocknen von Zweigen für ein behelfsmäßiges Bett, schlicht allem um es sich ein wenig einzurichten. Wahrscheinlich würde sie eine Weile hier bleiben und von hier aus auf die Suche nach verschiedenen Hölzern gehen. So hatte sie es ihrem Meister versprochen.
Als der Regen weiter anhielt und nur kurze Ausflüge in die Umgebung zuließ, siegte schnell die Langeweile. Natur zum Greifen gab es viel, vor allem viel nasse Natur. Alles was ebenso Trockenheit suchte und mehr als zwei Beine besaß, wurde gnadenlos wieder in die Nässe gejagt. Je mehr Beine, desto schneller war es wieder draussen. Notfalls unterstützt mit deftigen Bemerkungen. Zum Glück sah und hörte sie hier keiner.
Als Larija eine Handvoll nasser Erde nach irgend etwas warf, das mal wieder zum Kuscheln kommen wollte, blieb diese an der Wand kleben und bildete ein farbiges Muster auf dem Untergrund. Von diesem Anblick bis zur Idee, etwas verrücktes an die Wände zu malen, war es nicht weit. Sie tunkte die Hand in die improvisierte Farbe und legte sie an die Höhlenwand. Der damit entstandene Handabdruck sah fast wie erwartet aus.
Kurz darauf waren die Wände mit jeder Menge Hände bedeckt. Was würden sich andere denken, wenn sie dies irgendwann entdecken würden. Auf dem Rücken liegend sinnierte sie darüber und sah die ungestaltete Decke an. Genau da, da sollten die Füße hin, in mehrere Schritt Höhe. Jeder der kam sollte über dieses Rätsel grübeln.
Es dauerte drei Tage, ein Gestell zu bauen, mit dem sie die Decke wie gewünscht erreichte und auf dem Rücken liegend nach und nach Fußabdrücke an die Decke bringen konnte. Am Ende sah es aus, als ob jemand an der Decke entlang gelaufen war, mit einem Absatz im Fels als Ziel. Dieser hatte entfernte Ähnlichkeit mit einer Lagerstatt. Das letzte Bild eines kompletten Körpers war die logische Konsequenz und zauberte bis zum Ende ihres Aufenthaltes in der Höhle stets ein Lächeln auf ihr Antlitz.