24.09.2013, 23:30
Ein staffangeleiertes Diskussions- und Denkthema, yay!
Wer kennt das? - Eine satirische Situationsschilderung
Gerade war man noch dabei, sich mit dem metaphorischen Gummiradieraufsatz des Hirnbleistifts an einer komplizierten Stelle in der Nase zu kratzen, da schlägt plötzlich eine Idee ein, wie man die Langeweile (oder den sonstigen Grund, warum man gerade nicht einloggen will) beheben oder mildern könnte.
Diesen Blitzschlag trägt man nach kurzem, nervösem Abwägen auch ins Forum, überlegt stundenlang (oder eine Minute) an der Formulierung, versucht sie ins richtige Licht zu rücken, weil man schon Erfahrung damit gemacht hat, welche verbalen Kugelhagel man für falsche Wortwahl abbekommen kann, bastelt an der Ausdrucksweise und den Satzblöcken länger rum als an der eigentlichen Idee, und drückt dann entweder auf Absenden, oder (häufiger) auf den Löschen-Button.
Die wenigen tapferen Ideen, die diese letzte Unsicherheit überleben, landen im Forum, mitten zwischen Guerilla-Schützen, die nur auf ein neues Ziel gewartet haben. Hat man Glück, kommen gar keine Antworten (das sicherste Zeichen dafür, dass man ne gute Überlegung hatte!). Hat man noch mehr Glück, kommen ein paar knappe Vorschläge, warum die Idee nicht so gut ankommt, oder was den Lesern gefällt. Hat man Pech, was einem aviden Leser des Forums wie der Standard vorkommt, wird die Idee binnen kürzester Zeit mit Ironie, Sarkasmus oder Zynismus bis zu dem Punkt beharkt, an dem man sich verflucht, nicht den Löschen-Button betätigt zu haben.
Okay, aber worum gehts nun?
Da ich diese erschreckende Tendenz dazu, die Ideen anderer gleich mal durch den dunkelsten Zartbitter-Kakao zu ziehen, generell in jedem Bereich zunehmend zu sehen bekomme, sehe ich mich gezwungen einmal in Schrift aufzuschlüsseln, was da eigentlich betrieben wird. Vor allem - was ihr euch damit selbst antut.
Wenn ein Mitspieler etwas beiträgt, dann nicht mit der Absicht irgendwas kaputt oder schlecht zu machen. Die Absicht dahinter ist IMMER etwas zu verbessern. Fährt man besagtem Mitspieler (und das gilt generell überall) dann aber für seine Versuche über den Mund, oder stellt ihn in Extremfällen sogar öffentlich bloß oder als "dumm" dar, wird nicht nur dieser eine Mitspieler, sondern alle anderen, die insgeheim an Ideen getüftelt haben, oder mit dem Gedanken etwas vorzuschlagen geliebäugelt haben, gemeinsam in Zukunft die Finger still lassen.
Zurück bleibt eine Gruppe von Streitfreudigen, die sich gegenseitig öffentlich runtermachen, und damit die Stimmung aller Mitlesenden schädigen. Konstruktive Ideen bleiben dabei auf der Strecke, werden zerfleddert oder schlicht tot geredet, und ein genereller Stillstand tritt ein, der Spieler dazu bringt, sich abzuwenden, oder inaktiv zu gehen.
Daraus schließen wir...
Wenn sich ein Mitspieler schon die Mühe macht, seine Ideen zur Förderung des Zusammenspiels aufzuschreiben, egal ob man sie sinnvoll findet oder nicht, dann ist es die denkbar schlechteste Vorgehensweise, die Idee schlecht zu machen oder gleich mal zu sanktionieren, statt sie sachlich und vor allem konstruktiv zu bearbeiten.
Eine Idee, die einem Spieler gefällt (und das muss sie, sonst wäre sie nicht entstanden), hat bereits mit dem Absenden ihre volle Existenzberechtigung erhalten. Es benötigt dazu nicht die Zustimmung oder Ablehnung von soundso vielen Mitspielern, und sie muss auch nicht jeder Meinung und jedem Geschmack entsprechen. Nicht jede Idee betrifft jeden Charakter, und nicht jeder Vorschlag bedeutet automatischen Zwang dazu, sich bei "Abnicken" daran halten zu müssen.
Rollenspiel - und vor allem der Spaß daran - entsteht vor allem durch Vielfalt, durch die metaphorische Farbe, durch Reibungspunkte im Spiel, durch das Kennenlernen von Charakteren, die zwar "im selben Team" spielen, aber doch von Grund auf verschieden sind. Und Rollenspiel baut auch auf Community auf. Niemand will seine Mitspieler generell vor den Kopf stoßen, man will ausserhalb des Spiels gut miteinander auskommen. Sicherstellen, dass die eigenen Ideen nicht irgendetwas größeres als "den persönlichen Geschmack" der Mitspieler kaputt machen. Sicherstellen, dass man nicht das ganze Spielkonzept falsch ausgelegt hat. Und aus diesem Grund werden auch die Ideen gepostet.
... Mitspieler sind wichtig!
Es ist gerade für das Zusammenspiel wichtig, nicht nur zwischen IG und OG zu trennen, sondern vor allem zwischen der eigenen Wahrnehmung und der Wahrnehmung der Mitspieler. Es ist nicht nur wichtig, eine gute Kommunikation allgemein zu erhalten, sondern auch, die eigenen Ansichten und Vorlieben als genau das zu betrachten, was sie sind: Persönliche Ansichten. Es ist für die Kommunikation mehr als schädlich, diese eigenen Ansichten auf alle Mitspieler (oder nur sein Gegenüber) zu projizieren, oder vorauszusetzen, dass die eigenen Ansichten automatisch die Einzigen und Richtigen sind.
Mitspieler, deren Beiträge nicht mit einem Grundmaß an Respekt, Toleranz und Offenheit behandelt werden, sind Mitspieler, die sich in ihrer Community nicht wohl fühlen.
Zusammenarbeit mit Mitspielern bedeutet gerade in Bezug auf den Umgangston, Rücksicht auf deren Ideen zu nehmen. Die eigene Meinung ist valide und ein Grundrecht, allerdings ist die eigene Meinung der Stimmung in der Community nicht immer zuträglich. Manchmal kränkt das Äußern der eigenen Meinung einen Mitspieler, und das, obwohl man mit dessen Idee eigentlich im Spiel gar nichts zutun hat, davon nicht beeinträchtigt oder gestört wird, und gerade in diesen Momenten ist es wichtig sich vor Augen zu halten, dass die eigene Meinung auch demotivierend und abweisend wirken kann.
Gerade wenn ein Vorschlag dem eigenen Spielkonzept widerspricht, ist es wichtig, erst einmal auf die geistige Bremse zu treten, und sich zu überlegen, ob das eigene Spiel denn wirklich davon gestört wird, wenn ein Mitspieler das selbe Konzept etwas anders bespielt.
Oder umgekehrt: Wäre die Welt nicht erstaunlich langweilig und farblos, wenn jeder Spieler jedes Konzept auf exakt die selbe Weise auslegen, ausspielen und vertreten würde?
Wer kennt das? - Eine satirische Situationsschilderung
Gerade war man noch dabei, sich mit dem metaphorischen Gummiradieraufsatz des Hirnbleistifts an einer komplizierten Stelle in der Nase zu kratzen, da schlägt plötzlich eine Idee ein, wie man die Langeweile (oder den sonstigen Grund, warum man gerade nicht einloggen will) beheben oder mildern könnte.
Diesen Blitzschlag trägt man nach kurzem, nervösem Abwägen auch ins Forum, überlegt stundenlang (oder eine Minute) an der Formulierung, versucht sie ins richtige Licht zu rücken, weil man schon Erfahrung damit gemacht hat, welche verbalen Kugelhagel man für falsche Wortwahl abbekommen kann, bastelt an der Ausdrucksweise und den Satzblöcken länger rum als an der eigentlichen Idee, und drückt dann entweder auf Absenden, oder (häufiger) auf den Löschen-Button.
Die wenigen tapferen Ideen, die diese letzte Unsicherheit überleben, landen im Forum, mitten zwischen Guerilla-Schützen, die nur auf ein neues Ziel gewartet haben. Hat man Glück, kommen gar keine Antworten (das sicherste Zeichen dafür, dass man ne gute Überlegung hatte!). Hat man noch mehr Glück, kommen ein paar knappe Vorschläge, warum die Idee nicht so gut ankommt, oder was den Lesern gefällt. Hat man Pech, was einem aviden Leser des Forums wie der Standard vorkommt, wird die Idee binnen kürzester Zeit mit Ironie, Sarkasmus oder Zynismus bis zu dem Punkt beharkt, an dem man sich verflucht, nicht den Löschen-Button betätigt zu haben.
Okay, aber worum gehts nun?
Da ich diese erschreckende Tendenz dazu, die Ideen anderer gleich mal durch den dunkelsten Zartbitter-Kakao zu ziehen, generell in jedem Bereich zunehmend zu sehen bekomme, sehe ich mich gezwungen einmal in Schrift aufzuschlüsseln, was da eigentlich betrieben wird. Vor allem - was ihr euch damit selbst antut.
Wenn ein Mitspieler etwas beiträgt, dann nicht mit der Absicht irgendwas kaputt oder schlecht zu machen. Die Absicht dahinter ist IMMER etwas zu verbessern. Fährt man besagtem Mitspieler (und das gilt generell überall) dann aber für seine Versuche über den Mund, oder stellt ihn in Extremfällen sogar öffentlich bloß oder als "dumm" dar, wird nicht nur dieser eine Mitspieler, sondern alle anderen, die insgeheim an Ideen getüftelt haben, oder mit dem Gedanken etwas vorzuschlagen geliebäugelt haben, gemeinsam in Zukunft die Finger still lassen.
Zurück bleibt eine Gruppe von Streitfreudigen, die sich gegenseitig öffentlich runtermachen, und damit die Stimmung aller Mitlesenden schädigen. Konstruktive Ideen bleiben dabei auf der Strecke, werden zerfleddert oder schlicht tot geredet, und ein genereller Stillstand tritt ein, der Spieler dazu bringt, sich abzuwenden, oder inaktiv zu gehen.
Daraus schließen wir...
Wenn sich ein Mitspieler schon die Mühe macht, seine Ideen zur Förderung des Zusammenspiels aufzuschreiben, egal ob man sie sinnvoll findet oder nicht, dann ist es die denkbar schlechteste Vorgehensweise, die Idee schlecht zu machen oder gleich mal zu sanktionieren, statt sie sachlich und vor allem konstruktiv zu bearbeiten.
Eine Idee, die einem Spieler gefällt (und das muss sie, sonst wäre sie nicht entstanden), hat bereits mit dem Absenden ihre volle Existenzberechtigung erhalten. Es benötigt dazu nicht die Zustimmung oder Ablehnung von soundso vielen Mitspielern, und sie muss auch nicht jeder Meinung und jedem Geschmack entsprechen. Nicht jede Idee betrifft jeden Charakter, und nicht jeder Vorschlag bedeutet automatischen Zwang dazu, sich bei "Abnicken" daran halten zu müssen.
Rollenspiel - und vor allem der Spaß daran - entsteht vor allem durch Vielfalt, durch die metaphorische Farbe, durch Reibungspunkte im Spiel, durch das Kennenlernen von Charakteren, die zwar "im selben Team" spielen, aber doch von Grund auf verschieden sind. Und Rollenspiel baut auch auf Community auf. Niemand will seine Mitspieler generell vor den Kopf stoßen, man will ausserhalb des Spiels gut miteinander auskommen. Sicherstellen, dass die eigenen Ideen nicht irgendetwas größeres als "den persönlichen Geschmack" der Mitspieler kaputt machen. Sicherstellen, dass man nicht das ganze Spielkonzept falsch ausgelegt hat. Und aus diesem Grund werden auch die Ideen gepostet.
... Mitspieler sind wichtig!
Es ist gerade für das Zusammenspiel wichtig, nicht nur zwischen IG und OG zu trennen, sondern vor allem zwischen der eigenen Wahrnehmung und der Wahrnehmung der Mitspieler. Es ist nicht nur wichtig, eine gute Kommunikation allgemein zu erhalten, sondern auch, die eigenen Ansichten und Vorlieben als genau das zu betrachten, was sie sind: Persönliche Ansichten. Es ist für die Kommunikation mehr als schädlich, diese eigenen Ansichten auf alle Mitspieler (oder nur sein Gegenüber) zu projizieren, oder vorauszusetzen, dass die eigenen Ansichten automatisch die Einzigen und Richtigen sind.
Mitspieler, deren Beiträge nicht mit einem Grundmaß an Respekt, Toleranz und Offenheit behandelt werden, sind Mitspieler, die sich in ihrer Community nicht wohl fühlen.
Zusammenarbeit mit Mitspielern bedeutet gerade in Bezug auf den Umgangston, Rücksicht auf deren Ideen zu nehmen. Die eigene Meinung ist valide und ein Grundrecht, allerdings ist die eigene Meinung der Stimmung in der Community nicht immer zuträglich. Manchmal kränkt das Äußern der eigenen Meinung einen Mitspieler, und das, obwohl man mit dessen Idee eigentlich im Spiel gar nichts zutun hat, davon nicht beeinträchtigt oder gestört wird, und gerade in diesen Momenten ist es wichtig sich vor Augen zu halten, dass die eigene Meinung auch demotivierend und abweisend wirken kann.
Gerade wenn ein Vorschlag dem eigenen Spielkonzept widerspricht, ist es wichtig, erst einmal auf die geistige Bremse zu treten, und sich zu überlegen, ob das eigene Spiel denn wirklich davon gestört wird, wenn ein Mitspieler das selbe Konzept etwas anders bespielt.
Oder umgekehrt: Wäre die Welt nicht erstaunlich langweilig und farblos, wenn jeder Spieler jedes Konzept auf exakt die selbe Weise auslegen, ausspielen und vertreten würde?
