[Artikel] Konsequenz, die heilige Kuh
#1
Hier würde ich gerne einige Artikel vorstellen, die meiner Meinung nach gewisse Grundproblematiken auf einem Rp-Shard aufgreift, sich damit auseinander setzt und teilweise löst. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass diese Artikel nicht von mir sind. Diese Artikel sollen keine Kritik sein!
Die Quelle ist http://www.rollenspielelite.de


Vorwort

Jeder Aspekt unseres Lebens wird durch Regeln in ein mehr oder minder starres und straffes Gefüge gepresst, in dessen inneren Grenzen wir uns bewegen können. Nicht anders ist es bei einem Rollenspiel, wo sich nur die Regeln des Gefängnisses ändern, nicht aber das Wesen desselben. Wir wechseln also nur den Käfig, in dem wir agieren.

In der Realität haben wir dabei unseren gewachsenen Charakter und die Umgebung, um ein uns entsprechendes Handeln zu gewährleisten. Bei einem Spiel wird man dagegen vor die Aufgabe gestellt, etwas sinnvoll zu verkörpern, dass letztendlich nicht man selbst ist, sondern viele kleine und große Abweichungen von den üblichen Denkmustern und Erfahrungen vorzuweisen hat. Um eine konforme Darstellung zu erreichen benötigt man also etwas gesunden Menschenverstand, einen Hintergrund und die Fähigkeit zu logischem Denken.

So sollte es sein

Im Idealfall würde sich jeder Teilnehmer an einem Rollenspiel vorher über die Kulisse informieren, also die generellen Gegebenheiten in der spezifischen Welt. Genauer informiert er sich dann selbstverständlich über den Teil des Gesamtkomplexes, in dem er selber agieren möchte: der Landstrich, die Region, das Volk, die Charakterklasse. Ohne sich eingehend mit dem Thema beschäftigt zu haben, lässt er gar nicht erst sein Projekt auf die anderen los.

Im aktiven Spielgeschehen wird sein Charakter nur solche Handlungen durchführen, die für eben jenen logisch und sinnvoll sind, was genauso wichtig ist, wie eine gründliche Vorbereitung. Eine gute Wissensbasis dient nämlich hauptsächlich dazu, unpassende Handlungen von vornherein auszuschließen und gerade wenn man sich noch nicht seit Jahren in einem bestimmten Universum bewegt, kann es da sehr schnell zu dummen Fehlern kommen, die einfach überflüssig und nervig sind.

Von der Realität

Leider sieht die Wirklichkeit wesentlicher düsterer aus, als man es glauben möchte, wenn Leute beginnen ein Rollenspiel zu spielen. Meistens werden die Gegebenheiten, der Spielrahmen, nur oberflächlich und flüchtig betrachtet und, wenn es auf dem Server möglich ist, erst einmal ein Charakter gemacht. Man hat ja ein paar Bücher gelesen und vielleicht schon einmal in einem Pen & Paper mitgespielt und weiß folglich alles über jede Fantasyumgebung, so unterschiedlich die im Einzelfall auch sein mag.

Ich will Spaß, ich will Spaß!

Dabei kommt es auch häufig bei sogenannten gestandenen Spielern zu Fehlern, die nicht akzeptabel sind. Unter dem vielzitierten Motto “Ich spiele das hier, um Spaß zu haben” glaubt so manch einer die Regeln der Logik und Sinnhaftigkeit nach eigenem Ermessen biegen zu können, nur um sich selbst diese Freude zu bereiten, nicht daran denkend, dass diese Form von Individualismus anderen die Atmosphäre zerstören kann und ein großes Gift für die Welt ist.

Wir sind… Freunde, kennen uns von… hmm… damals!

Wenn beispielsweise der bitterböse Mörder mit dem butterweichen Blumenpflücker zusammen in die Tiefen eines Gemäuers vordringt, um die noch viel böseren Monster zu handgerechten Happen zu verarbeiten, so würde ja im ersten Moment schon einmal jeder mit einem Minimum an Verstand stutzig werden. Doch wie kann man anders, als in Tränen ausbrechen, wenn der Grund für dieses Bündnis darin zu finden ist, dass sich die beiden Spieler einander eben gut kennen, alte Saufkumpanen sind, und der eine dem anderen eben den Start etwas erleichtern will. “Herzlichen Glückwunsch”, sage ich da, “sie haben daran mitgewirkt eine Welt zu einer Farce verkommen zu lassen.”

Aber man muß ihm doch eine Chance geben…

Ein anderes Beispiel wäre der große Held / Bösewicht (ist wie üblich auf beide Seiten anwendbar) in eine Gruppe von Bösewichten / Helden läuft und erst einmal stundenlang debattiert wird und dem Erzfeind dann zehn Chancen gegeben werden, sich aus der Situation herauszuwinden, obwohl er bei den neun Möglichkeiten zuvor noch immer ein großes Mundwerk präsentierte und bei all seinen Göttern schwört die anderen zu vernichten. Auch hier bleibt einem fast nichts anderes übrig, als sich an den Kopf zu fassen und ein Taschentuch bereit zu halten oder vielleicht eine Schaufel, um der Konsequenz ein Grab auszuheben, welches ihr angemessen ist.

Sicherlich ist es ein Akt der Fairness dem anderen Spieler gegenüber, ihm eine Chance zu geben seinen Charakter aus der Situation zu retten. Das ist ein Zugeständnis an das Miteinander der Spieler untereinander, das man vielleicht zähneknirschend eingehen kann, auch wenn es meiner persönlichen Meinung nach in besonderen Situationen ebenfalls nicht angebracht oder logisch ist. Einem Charakter aber immer wieder eine Chance zu geben, obwohl dieser sich eindeutig so verhält das eine Attacke an sich unumgänglich ist, zeugt nicht von einem tiefen Verständnis für die andere Seite, sondern von der eklatanten Schwäche nicht für eine stimmige Welt eintreten zu wollen.

Lauf, Neuling, lauf…

Ein drittes Beispiel aus der Praxis ist die endlose Toleranz gegenüber Leuten, die erst damit beginnen, sich auf der Welt zu bewegen oder gar mit Rollenspiel zu beschäftigen. Neulinge, wie sie genannt werden oder halt “Newbies”. Ich habe es oft erlebt, wie dieser Gattung der besondere Schutz zugestanden wurde, sich Fehler und Freiheiten zu erlauben, für die gesetztere Spieler in der Situation von den anderen verdammt worden wären. Auch ist es schon vorgekommen, das man über externe Kanäle darüber aufgeklärt wurde, das der einem da gegenübersteht ein Neuling ist und man doch bitte nett sein soll.

Es ist dabei durchaus notwendig und sinnvoll, neuere Spieler an die Hand zu nehmen und sie Schritt für Schritt an all das heranzuführen, was eben nicht in irgendwelchen Leitfäden oder Informationen zur Welt steht, sondern nur durch praktisches Spielen zu erfahren ist. Aber es kann nicht sinnvoll sein, ihnen ein falsches Beispiel zu geben, indem man seinen Charakter inkonsequent spielt und Gnade vor Recht ergehen lässt oder Verhaltensmuster an den Tag gelegt werden, die ansonsten auch nicht vorzufinden wären. Das ist unangebracht. Es ist um einiges besser die Rolle in jeder Situation konsequent durchzuziehen und es besagtem Spieler dann später über die bekannten Kanäle (ICQ, IRC, Telefon) zu erklären, warum etwas nun so geschehen ist, wie es eben geschehen ist.

Ich bin eine Primaballerina, seht wie ich fliegen kann!

Mein viertes und letztes Beispiel bezieht sich auf Menschen, die ihre Charaktere ganz nach eigener Stimmung auf verschiedene Arten agieren lassen und damit ein stimmiges Konzept zerstören oder unterhöhlen können, so dass es nicht mehr bleibt als eine verpasste Möglichkeit, etwas wundervolles zu schaffen. Ich meine hier Leute, die einen Charakter spielen, der, beispielsweise durch seinen Rang, Teil des Systems ist und dieses mit zu repräsentieren hat, jedoch je nach Lust und Laune des Spielers aus den auferlegten Restriktionen, die es bei Positionen immer gibt, ausbricht, weil es eben ganz unterhaltsam zu werden verspricht.

Es sind die alten und mächtigen Magier, die auf einmal kichernd und mit Augenaufschlag an einem Tisch sitzen und dieses und jenes herbeirufen - und sei es ein knuffiges Elementar, das mit den anderen Anwesenden kuscheln möchte - nur um ihre Andersartigkeit zu betonen und zur Entspannung des Spielers, nicht um die Rolle zu vertiefen oder gar gut darzustellen.

Es sind die fanatischen Streiter für eine Sache, die auf einmal mit dem Feind einfach “darüber reden möchten”. Es gibt schließlich ein paar Unterschiede in den Auffassungen, aber doch sicherlich nichts, was nicht mit ein paar netten Worten und bei einer Tasse Kaffee aus der Welt zu schaffen wäre.

Es sind alle, die moderne Rollenschema unpassend einbinden (Stichwort: Der Charakter als Avatar von einem selbst) und / oder je nach Situation und Laune bei allem mitmischen und alles machen, was ihnen gerade spontan Vergnügen verspricht.

Fazit: Just a Game.

Gott bewahre, das ist ja schließlich nur ein Spiel und da muss man doch nicht alles so ernst nehmen. Muss man auch nicht, ja sollte man sogar nicht. Innerhalb des logisch Möglichen für den eigenen Charakter hat man aber zu bleiben, wenn man nicht die Atmosphäre der Welt zerstören möchte. Wenn man nicht bereit ist eine Rolle auf die ihr bestimmte weltkonforme Art und Weise zu spielen, dann sollte man sich gar nicht einen solchen Charakter erschaffen. Für verschiedene Möglichkeiten des Verhaltens bieten die meisten Spiele / Server die Möglichkeit, sich mehrere Charaktere zu erschaffen, so dass man es ganz einfach schaffen kann, eine große Bandbreite eigener Neigungen in das Spiel einfließen zu lassen.

Konsequenz ist mit der bedeutendste Faktor, der einen guten Rollenspieler ausmacht. Sie ist die heilige Kuh, die unter keinen Umständen geschlachtet werden darf, wenn das Ergebnis nicht eine Lächerlichkeit und damit fürs Spiel wertlos und sogar schädlich werden soll.
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#2
Da die Beta in die Nähe rückt und diese Artikel wieder Relevanz haben, ziehe ich die Threads wieder hoch. Bitte diskutiert sie nicht tot Wink
"Ich kriege einfach nur Kopfschmerzen, wenn ich sowas lesen muss."
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#3
(29.05.2012, 18:19)Caliban schrieb: Da die Beta in die Nähe rückt und diese Artikel wieder Relevanz haben, ziehe ich die Threads wieder hoch. Bitte diskutiert sie nicht tot Wink


Ja und damit ziehst du die Threads runter die gerade weitaus mehr Relevanz haben (z.B.: "womit soll dieser Freeshard punkten").
Die Texte sind weder elitär noch besonders hilfreich und von oben herab geschrieben. Vielleicht hätte der Autor sein Fazit "Just a game" selbst mehr berücksichtigen sollen.
Wer sich so präsentiert muss auch Kritik zulassen.

Ahja ... und die Beta wird sich wohl noch etwas hinziehen. Siehe letzte Ankündigung zu dem Thema.
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#4
Habe jetzt eine Weile überlegt was ich dazu schreiben soll ...

Natürlich kenne ich die eine oder andere Situation... für mich bleibt UO/RP aber ein Spiel, in dem der Spaß und die gemeinsame Interaktion im Vordergrund steht.

Solange ich keinem Mitspieler das Spiel mit meiner Spielweise verderbe, steht das oben genannte auch für mich auch weiter im Vordergrund.
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