Die Eule und der Hase im Fuchsbau
#1

Die Dunkelheit wob sich nahtlos um ihre Gestalt. Cleo stand an einem der schmalen, unverglasten Fensteröffnungen des Theaters und erschrak über den Anblick des Lich, der zu später Stunde die Straße in Richtung Marktplatz querte. Ansonsten schien die Stadt menschenleer und nur vereinzelt drangen die Zurufe unter den Wachen an ihr Ohr und ließen sie ahnen was sich jenseits der Backsteinmauer des Theaters abspielte. Sie verscheuchte den kalten Nebel, der im Gefolge des Untoten über die Fensterbank schwappte mit ein paar eiligen Handbewegungen und verließ dann ihren Aussichtspunkt.

Lew hatte den Eingang zum Theater mit den gestapelten Bänken verbarrikatiert und auf dem Schild an der Tür stand das Wort "Geschlossen!" Sie selbst war noch lange nach Einbruch der Dunkelheit am Fenster gestanden und hatte gewartet ob ein Mitglied ihrer kleinen Gesellschaft im Theater Zuflucht suchen würde. Es war niemand gekommen und jetzt, da völlige Stille eingetreten war, befürchtete sie, dass sie alle tot waren. Was wohl passiert war? Vielleicht waren sie die einzigen Überlebenden.

Sie würden im Keller warten bis der Spuk vorüber war. Cleo strich beruhigend über die Wölbung ihres Bauches und als sie zu Lew ins Bett kroch, schickte sie mit einem Blick zur Decke ein kurzes Gebet mit der Bitte um eine gute Nacht für sie, das Kleine und Lew zum Himmel.
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#2

Wenngleich er dem Geruch beinahe auf täglicher Basis begegnete, so war das Verwesungsaroma, das ihm in die Nase stieg, beinahe unerträglich. Lew konnte die kalte, raue Oberfläche der Stadtmauer fühlen, als er in Ermangelung weiterer Fluchtmöglichkeiten dagegen stieß. Die wandelnden Leichen stolperten unaufhörlich auf ihn zu und schon bald wurde er unter der untoten Masse begraben. Scharfkantige Fingernägel stießen durch seine Haut, in der Absicht ihm das köstliche Fleisch aus dem Leib zu reißen; doch gerade, als zwei seiner Finger zwischen den verfaulten Zähnen eines Leichnams verschwunden waren und drohten, jeden Moment von seiner Hand abgetrennt zu werden, ..

.. wurde er wach. An seiner Seite lag Cleo, die vor oder während dem Schlaf die Lippen über seine Finger gestülpt hatte und nun dösend daran nuckelte. Kalte Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und das erste was er tat, war weitere Holzbretter aus den Beständen des Kellers zu sammeln, um auch noch die Fenster des Theaters ordentlich zu verbarrikadieren. Von innen wurde dann einer der schweren Schränke gegen die Türe zum Theaterkeller geschoben und noch mit allerlei Gerümpel beschwert.

Auch ein dickes, gedrehtes Hanfseil fand seinen Einsatz, als es um Cleos rechten Oberschenkel gelegt und verknüpft wurde, während er das andere Ende an seinem eigenen Handgelenk befestigte. Zuletzt wurde noch eine Prise Salz - Gelehrte waren sich einig, dass die Untoten davon abgeschreckt wurden - über den Barrikaden-Schrank gestreut, bevor der Rest des Salzvorrats im den Rachen des schlafenden Mädchens landete.

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